Willkommen in Norwegen

 

Nach etwa 150 km sind wir in Flötningen, dem letzten Ort in Schweden. Ein paar Minuten später erscheint ein Schild: "Norge Grensen" – und wir sind in Norwegen. Die Straßen werden etwas schlechter und die Fahrer fahren noch verhaltener – um nicht zu sagen schnudeliger – als in Schweden. Die normale Geschwindigkeit auf Landstraßen ist 80 km/h (in Ausnahmen auf "Autobahnen" – 90 km/h) oft geht es jedoch auf 70 km/h runter und in Orten oder Ansiedelungen sind es zwischen 40 und 60 km/h. Diese Wahnsinnsgeschwindigkeiten unterbietet der richtige Norweger meist um 10 km/h – was dem Vorwärtskommen nicht sonderlich dienlich ist. Anfänglich (am ersten Tag) halte ich mich noch brav an jede Geschwindigkeitsbegrenzung – überhole Schnudler aber zügig.

 

Die Landschaft ist – was nicht wundert – wie in Schweden. Schöne Wälder und immer wieder Seen und Flüsse. Hier sehen wir die ersten Angler die auf Lachse aus sind.
 

Immer wenn Sonnenphasen sind, halten wir mal an, Rauchpause oder auch kleines Picknick. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir Trondheim. Kurz vorher schüttet es noch mal was geht aus allen Wolken – wir nehmen das gelassen als letzte Wagenwäsche vor der Stadteinfahrt und als wir unser Hotel erreichen kommt die Sonne schon wieder vor.

 


Der begegnet uns zum Glück nur ausgestopft im Radisson Blu

Das Hotel – wieder ein Radisson Blu ist sehr gut. Ein netter Herr an der Rezeption begrüßt uns sehr freundlich und verscheucht jeglichen Zweifel an der Befahrbarkeit der Tiefgarage – für die wir vorgemerkt sind – die Einfahrt ist 3 m hoch. Das Hotel liegt direkt am Wasser, der Nidelva, die in den Trondheim – Fjord mündet. Das Hotel und der Empfang gefällt uns so gut, dass wir spontan beschließen, unseren Aufenthalt um 1 Tag zu verlängern. Wir laden das Auto aus und ich bringe es in die Garage. Dann beziehen wir das Zimmer und beschließen, uns im Hotelpool zu erfrischen. Danach geht's zum Buffet ins Restaurant und anschließend auf einen ABLO an die Bar.

 

Wenn Schweden schon teuer war – hier ist es noch teurer. Ein Bier ca. 10 € das Essen im Restaurant um die 30 € - 40 €, ein Kaffee 4 € und eine Flasche Wein beginnt bei mindestens 50 € - nach oben offen.

 

Donnerstag, 21.07.2011

 

Am nächsten Morgen sind wir relativ früh (9:00 Uhr) beim Frühstück und anschließend erkunden wir Trondheim.

 

Trondheim ist über 1000 Jahre alt und war Norwegens erste Hauptstadt. Heute ist sie mit 170.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes. Wir erkunden einige der Sehenswürdigkeiten, wie den Nidarosdom und das Erzbischöfliche Palais. Wir sehen uns die Liebfrauenkirche an, die zu unserer Verwunderung – wie eine Art Wärmestube – Obdachlosen aber auch normalen vorbei kommenden Passanten und Touristen im Kirchenschiff kostenlos Kaffee und Tee anbietet. Einige der Obdachlosen schlafen mit Schlafsäcken auf den Kirchenbänken. Nur zum Rauchen müssen sie vor die Tür, wo sie zum Dank ihre Kippen und anderen Unrat in die Gegend schmeißen.

 

Dann geht's zur alten Hospitalskirche und von dort aus am Wasser lang über den Fischmarkt zu alten Lagerhäusern, die zu Restaurants umgebaut wurden. Über einige Brücken mit dem Blick auf schöne Häuser schließt sich der Rundgang und wir sind wieder am Hotel.

 


Die Methodistenkirche

Trondheim City

Der "Trondheimer"

Die Liebfrauenkirche

Der Nidarosdom

Erzbischöflicher Palast

Erzbischöflicher Palast + Wir

Die Nidelva und Festung Kristiansten

Die Hospitalskirche

Der Fischmarkt

 

Zum Erfrischen gehen wir noch mal in den Pool und halten dann eine kleine Siesta. Gegen 17:00 Uhr machen wir uns an die weitere Wegplanung und buchen Hotels für die nächsten 2 Tage vor, in denen uns die Fahrt über Brönnöysund bis nach Bodö führen soll. Von dort aus wollen wir dann versuchen eine Hütte o.ä. für eine Woche zu bekommen – schaun mer ma ! Nachdem wir einiges gebucht und ein paar Hütten angefragt haben ist es fast 21:00 Uhr und wir haben Durst. Schon am Tage hatten wir gegenüber dem Hotel eine Kellerbar – Frau Lundgreen – gesehen, die einen sehr einladenden Eindruck machte. Also hin. Super Laden – gute Musik, nette Leute und moderatere Preise als sonst (www.mirk.no). Die Gestaltung ist im Kellerlook, das Gewölbe erinnert ein wenig an Kasseturm-Weimar. Um Mitternacht ist der Tag beendet.

 


Das Radisson Blu Trondheim

 

Freitag, 22.07.2011

 

Um 10:00 Uhr und bei Kilometerstand 26047 km rollen wir los. Dank Navi ist der Ausgang aus der Stadt und die richtige Straße – erst mal E 6 – schnell gefunden. Es geht immer am Trondheim – Fjord lang bis Steinkjer. Dort wechseln wir auf die Straße 17 bis Namsos und weiter bis Holm. Heute ist das Wetter schön. Sonne und ein paar Wolken machen die beeindruckende Landschaft noch schöner. Fast ständig könnte man anhalten um die Berge, Seen und Flüsse und deren Zusammenspiel zu bestaunen und Tausende von Fotos und stundenlange Videos machen. Es ist sehr beeindruckend.

Einige Male halten wir – wie schon bei den früheren Etappen – an. Inzwischen fahre ich etwas forscher und es ist gut, dass die wenigen Blitzer früh genug angekündigt werden. Wir stellen fest, auch Norwegisch können wir – zumindest so gut, dass wir die meisten Hinweise und Schilder verstehen können.

 


Und was heißt das ??
Waschhalle - Einfahrt andere Seite !

 

Die Straße schlängelt sich durch die Fluss- bzw. Fjordtäler an den Bergen entlang. Wo der Platz nicht mehr reicht und auch eine Serpentine nicht zum Ziel führen würde gibt es Tunnel. Von ganz kurz bis dem Heute längsten von 4 km Länge. Hin und wieder werden die Seiten durch Brücken gewechselt.

 


Holzaktion !!

 

Gegen 15:15 Uhr erreichen wir Holm. Dort wollen wir die Fähre nach Vennesund nehmen, von wo aus es dann noch knapp 50 km bis nach Brönnöysund, dem Ende unser heutigen Etappe, sind. Wir erreichen die Fähre, sind die Letzten, die rauf dürfen und los geht's – als ob die auf uns gewartet hätten. Die Überfahrt dauert ca. 20 Min. und gibt einen weiteren Blick auf die tolle Natur der zerklüfteten Küste frei.

 

Um 16:30 Uhr sind wir in Brönnöysund. An unserem Hotel: "Thon Hotel Brönnöysund" fahren wir erst einmal vorbei. Diesen Schuppen hatten wir nicht als Hotel identifizieren können – schon gar nicht bei einem 30 % höheren Zimmerpreis als im super Radisson Blu Trondheim. Einmal hin und zurück gefahren: Es ist "unser" Hotel - also was hilft es – wir checken ein. Ist ja nur für eine Nacht.

 

Ein kurzer Gang durch den Ort zeigt, dass der ganze Ort einen ein wenig runtergekommenen Eindruck macht. Alles Häuser der 60-iger Jahre mit den Zerfallserscheinungen der Ungepflegtheit. Alle (fast) Läden sind zu und am nahe gelegenen Pier fährt gerade ein großes Passagierschiff ab – was sollen die auch hier.

 

Morgen früh geht's weiter !!

 


Thon Hotel Brönnöysund

Samstag, 23.07.2011

 

Der Morgen begrüßt uns mit grauem tief Wolken verhangenem Himmel und …. Regen ! Wir gehen zum Frühstück, auch dieses reist den schlechten Eindruck vom Hotel nicht mehr raus – checken aus, ich mach noch schnell zwei Fotos – und dann packen wir unsere Sachen ins Auto und starten gegen 9:30 Uhr Richtung Bodö.

 


"Hoteleingang"

 

Die Berge, die gestern noch gewaltig die Straßen säumten sind heute dick mit Wolken behangen und zum Teil führt auch unsere Fahrt durch Wolken so dass die Sicht schlechter wird. Der erste Straßenabschnitt, der uns wieder auf die E 6 bringen soll erscheint wie eine einzige Serpentine. Straße eng und immer am Ufer entlang. Dann ein Tunnel – fast 9 km steht dran. Wir fahren rein – es ist stockdunkel. Jetzt kommen die Scheinwerfer auf dem HUMMER Dach zur Geltung. Mit Licht sieht man wie eng und flach der Tunnel ist. Auf der Straße musste man bei Gegenverkehr schon in Ausweichbuchten halten um vorbei zu lassen oder vorbei gelassen zu werden. Und nun im Tunnel !?!  Da kann man nur hoffen, dass das Licht am Ende des Tunnels wirklich das Ende des Tunnels – und  nicht die Scheinwerfer des entgegen kommenden LKWs –  ist. Klaustrophobisch veranlagt darf man auch nicht sein. Wir sind durch !!!!!  Und auf der E 6.

 

 

Nach einer Weile – es ging hauptsächlich bergauf – verschwinden die Bäume und es tut sich eine Tundra ähnliche Landschaft auf.

 

Ungefähr um 14:00 Uhr finden wir einen Parkplatz mit WC und einer Rasthütte – in der ist es warm – und beschließen hier unser Mittagspicknick abzuhalten. Nach etwa einer dreiviertel Stunde geht's weiter. Nach etwa 3 km begrüßt uns ein Schild welches darauf hin weist, das wir nunmehr den nördlichen Polarkreis überfahren. Die Temperaturanzeige im Auto zeigt 8°C ! Sommerurlaub !

 

Die Schneeflecke auf den Bergen werden dichter und größer. Und wer meint die Holländer fahren viel mit Wohnwagen rum, der sollte mal nach Norwegen kommen. Die Dichte an Wohnwagen wird nur noch durch die Dichte des Regens übertroffen. Und wir fahren natürlich schön langsam – immer mindestens 10 km/h unter Möglichkeit.

 

 

Der Regen hält sich beständig – vereinzelte trockene Phasen sind selten und verleiten zur Zigarettenpause – bis wir gegen 17:00 Uhr unser Tagesziel Bodö erreichen. Dank Navi finden wir das Hotel sofort. Wieder ein Haus der Thon – Kette. Diesmal aber sehr ordentlich, direkt am Jacht- und Fischerhafen von Bodö gelegen. Das Zimmer ist gut und das Fenster liegt zum Innenraum der Rezeption. Zum Hotel gehört ein Restaurant der "Egon" – Kette, die wir schon aus Trondheim kennen. Sylvia geht etwas zum Hafen – es hat inzwischen aufgehört zu regnen – das erste Mal an diesem Tag – und ich schaue in die Mails, denn wir haben für die nächste Etappe eine Hütte bzw. ein kleines Zimmer in Bö i Vesteralen angefragt (www.skagakaia.no). Prima ! Es gab eine Zusage – mal sehen was uns dort erwartet.

 


Bodö Hafen - dahinter Thon Hotel

 

Wir essen bei "Egon" und – wie schon sooft in den vergangenen Tagen – kommt die Abendsonne raus – machen noch eine kleine Hafenrunde, beobachten ein paar Angler, von denen einer einen kapitalen Fisch an Land zieht. Dann geht's fürh ins Bett – ein Vermouthstropfen stellt sich noch ein: die AC lässt sich nicht ausstellen – es wird eine windige Nacht.

 

Sonntag, 24.07.2011

 

Start ist um 9:30 Uhr bei Kilometerstand 26924 und Sonne und 19°C !!

 

Wir müssen auf der Strecke, die wir gekommen sind zurück bis Fauske und dann weiter nach Norden auf der E 6. Kaum sind wir auf der E 6 fängte es wieder an zu regnen – wir taufen sie "the rainy road". aber nach 2 Stunden lockert es auf und die Sonne kommt hin und wieder raus und die Temperatur steigt auf heiße 22°C.

 

 

Gegen 14:00 Uhr erreichen wir Bognes wo wir auf eine Fähre nach Lödingen auf die Lofoten übersetzen.  Die Fähre war gerade in der Anfahrt als wir uns in der Wartereihe hinter einen VW – Bus einreihten, der zwar norwegisches Kennzeichen aber im Rückfenster ein Reklameplakat  für die 22. Zappanale vom 17. bis 21.08.2011 in Bad Doberan (www.zappanale.de) zu hängen hatte. Aus dem offenen Busfenster drang deutsche Musik. Als es los ging auf die Fähre zu fahren kam der Fahrer – nett aussehender freundlicher Typ – Axel – wie wir später erfuhren, der meinte: "Na, Berliner trifft man ja auch überall."

 

"Na klar." sag ich, "Du auch aus Berlin ?"

"Nee aus dem Norden – Greifswald."

"Kennen wir, waren wir früher oft, als mein Kumpel Willi Posaunist am Theater war. Ist aber schon viele Jahre her."  Genau sind das 36 Jahre – sag ich aber nicht.

 

Dann steigen wir rein und fahren in den Bauch der Fähre.

 

Später an Deck treffe ich Axel wieder. Erfahre, dass er in Rostock Landwirtschaft studiert hat und vor 8 Jahren nach Norwegen ausgewandert ist. Einige Jahre hat er als "Bauer auf Zeit" gearbeitet, damit auch das Bäuerchen mal Urlaub machen konnte. Dies wurde dann aber doch zu anstrengend und Heute ist er als Sicherheitsbeamter auf dem Flughafen Bodö – dem Ort wo wir gerade her kommen – tätig. Und er hat mit einigen Kumpels vor über 20 Jahren die Zappanale ins Leben gerufen. Damals ein kleines Rock Event – heute ein Klassiker für Blues und Zappa Fans – unbedingt mal rein schauen:  www.zappanale.de.

 

Die Überfahrt dauert eine Stunde und wir erfahren von Axel einiges über Norwegen und die Lebensverhältnisse hier. Leider auch die tragische Attentatsgeschichte aus Oslo.

 

Dann geht es runter vom Schiff. Wir treffen uns noch mal an einem nahen Parkplatz und dann trennen sich die Wege. Axel fährt weiter auf die Lofoten, wo er einen Freund – auch ein Deutscher – besucht, der sich hier ein Haus gekauft hat und wir fahren über Sortland nach Vesteralen wo unsere nächste Station ist.

 


Axel & Rudi an Bord der Fähre

Axels VW Bus

Noch eine gemeinsame Zigarette

 

Kurz nach 16:00 Uhr erreichen wir unser Ziel. Skagakaia ist die alte Poststation der Bö Region. Die wurde von der Enkelin des letzten Postmeisters umgebaut zu einer Beherbergungsstätte. Einige kleine niedliche Zimmerchen. In einem mehr als 100 Jahre alten Lagerhaus. Das Haupthaus – die Poststation – hat ein kleines Cafe, wo man frühstücken oder – nach Bestellung – auch zu Abend essen kann.

 

Frau Wirtin, Lona Lamark sagt uns, dass Heute die Regine Normann – Nord-norwegische Märchen Schriftstellerin (1867 – 1939) – Kulturwoche beginnt und die Eröffnung am Bö – Museum ist. Wir gehen hin und es ist nett die Kommunen – Aktivitäten an zu sehen.

 


Skagakaia

Das Haupthaus mit Cafe

Das "Schlafhaus"

Sonne, Wasser, gute Sicht

Regine-Festwoche: Die Eröffnung

Die Chearleader von Bö

 

Anschließend sitzen wir am Kai und essen unsere Vorräte. Die Sonne scheint und wir köpfen ein Fläschchen Wein. Dann versuche ich schon mal mein Angelglück aber außer, dass ich einen Blinker versenke und den Fischen der künstliche Köder – war im Angelladen in Deutschland so angepriesen worden – nicht schmeckt, geht nichts. Über mein Angler Engagement bemerke ich gar nicht, dass es schon 23:00 Uhr geworden ist. Die Sonne steht noch immer am Himmel und dunkel wird es nicht. Die ganze Nacht nicht.

 


Bei Sonne !

Gleiche Stelle bei Regen und sch... Sicht

Lesen, schlafen, lesen !

 

Montag, 25.07.2011

 

Es ist hell – man wird früh wach. Und ….? Oh Schreck es regnet !!!

 

Um 9:00 Uhr rennen wir durch den Regen zum Haupthaus zum Frühstück. Lona sagt, ihr habt den Regen mitgebracht. Ja, sage ich, der verfolgt uns nun schon seit 10 Tagen.

 

Nachdem Frühstück fahren wir mal ins Ortszentrum und gehen im Supermarkt einiges für die Selbstversorgung einkaufen – es gießt.

 

Der Blick über den Fjord, der gestern noch so schön aus sah, ist Heute nur noch naß und traurig.

 

Zurück in Skargakaia gehen wir auf's Zimmer, schlafen, lesen, schlafen, lesen und ich schreibe den Bericht. Gefühlte 100 l/m² später hört es langsam auf zu regnen  Es ist 21:00 und die Sonne kommt raus. Wir setzen uns noch etwas ins Freie – kalt ist es nicht. Den ganzen Nachmittag über sind Leute angekommen und das Häuschen ist inzwischen voll. Jetzt weiß ich auch was der Hinweis von Lona bedeutete, dass es ein sehr altes Haus ist. Man hört jede Bewegung, jedes Wort, dass in irgendeinem Raum des Hauses gesprochen wird und … auch jeden Klobesuch – einladend.

 

Gegen 23:00 die Sonne verschwindet langsam hinter einem Berg – dunkel wird es nicht. Als ich um 3:00 Uhr mal aufs Klo gehe – sicher zur Freude aller Mitbewohner – ist die Sonne schon wieder im Osten hinter den Bergen der Lofoten zu sehen.

 

Dienstag 26.07.2011

 

Wir wachen um kurz nach 8:00 Uhr auf – im Haus kommt Bewegung auf. Ein Blick aus dem Fenster verheißt, Gutes Wetter !

 

Wir frühstücken im Freien zwischen Häuschen und Wasser und genießen die warmen Sonnenstrahlen. Nach dem Frühstück widmet sich Sylvia einiger Hausarbeiten und ich starte Angelversuche.

 

Die Fische hier sind eine besondere Spezies. Ich kann sie weder mit Brot, noch mit amerikanischen Kunstwürmern oder Kartoffel – extra halbgar gekocht – begeistern. Auch einige Versuche mit Blinkern zu fischen misslingen. Meist bin ich am Auflösen von Verhedder-Knoten oder ich löse den Haken von mir selbst – ich bleibe der einzige Fang des Tages. Aber es macht Spaß und ist enorm beruhigend. Man denkt nur an die offensichtlich nicht vorhandenen Fische oder wundert sich über die Appetitlosigkeit der kleinen Fischchen, die so am Kai umher schwimmen.

 

Zwischendurch überlasse ich Angel und Pose sich selbst und lese etwas. Sylvia sonnt sich im Windschatten des Hauses.

 

Am späten Nachmittag, bevor alle anderen Hausgäste von ihren Tagesausflügen zurück kommen kocht Sylvia Abendessen. Es gibt Pellkartoffeln mit Ei – super. Anschließend macht sie Küchenarbeit und ich gehe ein letztes Mal die Angel entheddern, bevor ich sie zusammen und ins Zimmer räume. Ein super sonniger Tag geht zu Ende – aber nur zeitlich (22:00 Uhr) die Sonne ist noch da.

 

Wir gehen aufs Zimmer und gucken, "Der Teufel trägt Prada". Den Film hab ich aus alten Zeiten noch auf meinem Rechner. Danach gehe ich runter vor's Haus noch eine rauchen und treffe vorn am Kai auf 3 Norweger (2 Männer und ein Junge), die angeln. Ich bin erstaunt, wie weit die den Blinker ausgeworfen bekommen und schaue mir genau an was und wie sie es tun. Nach wenigen Minuten hat der erste einen großen Dorsch an der Leine. Toll – und was hab ich den ganzen Tag gemacht ? Geheddert !

 

Morgen brauche ich noch etwas Equipment und morgen Abend bin ich dran !!!!

 


Wir am Häuschen der Skagakaia


Stilleben mit Blumen, Wein und Aschenbecher

Der unermüdliche Angler - No Fish ! - But Fun !

Hausarbeit: Kleine Wäsche

Der Schriftsteller

 

Mittwoch 27.07.2011

 

Um 8:00 Uhr kommt das "Haus" in Gang. Wir frühstücken um 9:30 Uhr – in der Sonne ! Dort wo sie scheint und nicht von Wolken, die hinter den Bergkuppen lauern, verdeckt ist, ist es mächtig warm. Im Schatten ist es ebenso mächtig kalt.

 

Nach dem Frühstück fahren wir zum Supermarkt und holen etwas ein und zu einer Art Eisenwarenladen (amerik. Hardware) dort gibt es Angelsachen. Ich kauf mir 3 verschiedene Blinker – Fische wartet nur Heut' bin ich dran !

 

Dann sitzen wir wieder am Häuschen, genießen die Sonne, lesen und schreiben. Für so einen Ort wie diesen fahren manche Leute sehr lange – warum sollten wir dann nicht hier bleiben. Andere machen sich jeden Morgen auf Tagesausflüge – wir nicht.

 

Ulkig ist, dass hier, obwohl es ganz am Rand des Festlandes ist und die Straße, die hier her führt, ins Meer endet, ein reger Autoverkehr herrscht. Einige kommen her, um nur mal zu schauen, Einige fragen nach einem Zimmer und die wenigsten wollen hier wirklich irgendwas.

 


Eisenwaren + Werkstatt in Bö

Riesige Qualle an unserem Kai - keine Lust zu baden.

 

Am späteren Nachmittag mach ich die Angel fertig mit den neuen Blinkern. Die Angler vom Vortag kommen so gegen 19:00 und werfen ihre Angeln aus. So, jetzt heißt's mal sehen was das Angelglück Heute bringt.

 

Ich werfe aus – erstmal geht der Wurf mit dem besseren Blinker viel weiter als mit meinem Kleinen von gestern.

 

Beim dritten Wurf hakt was – Mist wieder im Kraut verfangen – doch Nein ! plötzlich zappelt es am anderen Ende – das muss ein Fisch sein. Und richtig, ich ziehe meinen ersten Fisch raus. Ca. 30 cm lang – wie die Sorte heißt weiß ich nicht. Nun überlegen wir was damit tun ? Es gibt keinen Bereich, der für's Fische putzen geeignet wäre und die Mitbewohner des Häuschens wären sicher vom Geruch des Fische bratens nicht begeistert. Also entscheide ich mich für's wieder rein werfen. Leider hat der Fisch den gesamten Vorgang nicht überlebt und dient nun – Bauch nach oben im Wasser treibend – den Möven als Futter – wurde er letztendlich doch noch gegessen.  Der nächste hat es besser – er fliegt gleich wieder rein. Das war aber wohl ein Fehler – er hat seine Kollegen gewarnt. Ab dem Moment fängt keiner mehr was. Ich versuche noch eine Weile – bis mir mit lautem Knall die Sehne reist und mein Blinker auf nimmer wiedersehen im Wasser verschwindet.

 

Wir essen Spagetti – keinen Fisch – und sitzen noch ein wenig draussen. Es ist kurz nach 23:00 Uhr – hell – und wir gehen ins Bett.

 

Petri Heil - der unermüdliche Angler

 

Donnerstag 28.07.2011

 

Um kurz nach 8:00 Uhr wecken die "Hausgeräusche". Nach dem Frühstück fahren wir noch mal zu dem Eisenwarenladen und ich hol mir noch mal neue Blinker. Der Verkäufer freut sich – wegen unseres auffälligen Autos hat er uns wieder erkannt – und ich verabschiede mich mit: "see you tomorrow" – wenn ich wieder alle Blinker versenkt habe.

 

Wieder zurück in Skagakaia setzen wir uns an den Kai und genießen den strahlend blauen Himmel – so müsste jeder Tag sein – kein Wölckchen und Sonne satt.

 

Meine abendlichen Angelaktivitäten bleiben ohne Erfolg und gegen 21:00 Uhr packe ich ein und wir beladen das Auto – am nächsten Morgen soll es früh auf die nächste Etappe nach Tromsö gehen. Ein Hotel haben wir schon gebucht aber wir müssen zu einer Fähre und wissen natürlich nicht wann und wie oft die fährt.

 

Wir verabschieden uns noch von Frau Wirtin und gehen bei strahlendem Sonnenschein um 23:00 Uhr ins Bett.

 


Gegenüberliegendes Ufer in der Sonne


Gegenüberliegendes Ufer mit Wolken

 

Freitag 29.07.2011

 

Aufstehen um 6:30 Uhr. Der Himmel ist grau und tiefe dicke Nebelschwaden wabbern über das Wasser und verhüllen die Berge komplett. Trotzdem frühstücken wir noch draussen und um 7:50 Uhr rollt der HUMMER an.

 

 

Es geht nach Andenes zur Fähre nach Gryllefjord auf der Halbinsel Senja. Wir kommen um ca. 10:00 Uhr an – diesmal haben wir Pech – die Morgenfähre fuhr um 9:00 Uhr, die nächste geht um 13:00 Uhr. Wir überlegen zurück zu fahren und den Landweg zu nehmen, entscheiden uns dann aber zu warten. Um 13:00 Uhr geht's dann auf die Fähre und nach 1 ½ Stunden sind wir auf Senja. Kurz nachdem wir von der Fähre runter sind kommt die Sonne durch und es wird schön und warm. Diesmal ist die E 6 keine "Rainy Road".

Nun sind es noch ca. 150 km bis Tromsö – um kurz nach 19:00 Uhr sind wir an unserem Hotel. Ein schönes Zimmer – eher wie ein kleines Appartement. Wir schlendern noch mal durch Tromsö, essen Fisch und beenden den Tag.

 


Andenes Fährhafen

Andenes Fährhafen

Überfahrt. Berge im Nebel

Die Fähre öffnet die Ladeklappe

Ausfahrt nach Gryllefjord

Pause mit Sonne

 

Samstag 30.07.2011

 

Ausschlafen ! Um 11:00 Uhr gibt's nen Kaffee und dann gehen wir auf Tour durch Tromsö. Am Hafen treffen wir auf 2 Engländer, die auf einer Schiffstour nach Spitzbergen einen Zwischenstopp einlegen. Ihre Schilderungen sind interessant und spannend. Dann gehen wir über einen kleinen Markt. Am Fischstand rätseln wir ob das dunkle Fleisch Walfleisch ist, als uns ein netter Herr – später erfahren wir, dass er Klaus heißt – anspricht und uns erklärt, es ist Walfleisch und es ist eine wirkliche Delikatesse. Er spricht Deutsch und ist aus Köln, lebt aber jetzt in der Nähe von Tromsö auf einer Insel. Seine Frau Lisa – eine Norwegerin – kauft gerade am Fischstand ein und als sie zu uns stößt, reden wir ein wenig und sie laden uns für Heute Abend zum Wal essen zu sich nach Hause ein. Sie geht zurück zum Fischstand und kauft ein ordentliches Stück - es sieht aus wie ein Stück Rinderfilet. Treff wird ausgemacht für um 18:00 Uhr am Hotel.

 

Nach diesem netten Zusammentreffen gehen wir ins Polarmuseum. Ein Museum über Wal- und Robbenfang und Nordpolexpeditionen. Der Held ist Roald Amussen. Es ist mit viel Liebe und sehr interessant in einem alten Fischereihaus gestaltet. Der Besuch lohnt sich.

 


Tromsö

Tromsö - Domkirche

Sight Seeing Bahn

Am Hafen - im Hintergrund die Eismeerkathedrale

Kleiner Markt - Stor Torget - Blick nach Norden

Kleiner Markt - Stor Torget - Blick nach Süden
Im Polarmuseum

 

Um 18:00 Uhr stehen wir vor dem Hotel – Klaus kommt mit dem Auto und wir fahren über den Berg auf die andere Seite von Tromsö. In einer schönen Appartementanlage fahren wir in eine Tiefgarage und gehen zum Aufzug und fahren nach oben. Dort erwartet uns Lisa. Es ist eine sehr schöne Wohnung mit tollem Blick auf's Wasser. Küche und Wohnzimmer sind verbunden und wir setzen uns erst einmal auf einen Aperitif auf die Couch. Man sagt natürlich "Du" und nach wenigen Minuten der Unterhaltung kommt es mir vor als würden wir uns schon seit Jahren kennen und uns freuen, uns nach langer Zeit mal wieder getroffen zu haben.

 


Walsteak mit Zwiebeln, Kartoffel, Möhre und Kohl

 

Klaus war Sonderschullehrer in Köln und hatte schon immer eine Affinität zu Norwegen. Das erste Mal war er in den 70-igern mit einer "Ente" hier. Damals waren die Straßen noch unasphaltiert und 100 km war eine echte Tagesleistung. Lisa arbeitete in einer Bank. Beide sind heute pensioniert und Klaus lebt seit 3 Jahren in Norwegen.

 

Wir fragen viel über das Leben hier, lernen Neues kennen und finden vieles bestätigt was uns schon Axel auf der Fähre erzählt hatte. So zum Beispiel, dass es eine steigende Kriminalität gibt, die zum großen Teil auf osteuropäische Gastarbeiter zurück geht. Die Hütten – fast jeder Norweger hat eine in den Bergen oder am Meer – sind in der unbewohnten Zeit nicht mehr vor Einbrüchen sicher und auch Autos sollten inzwischen beim Verlassen abgeschlossen werden – was früher durchaus nicht üblich war.

 

Viele unserer Fragen beziehen sich natürlich auf den Winter, die Zeit, in der die Sonne nie aufgeht. Lisa nennt diese "dunkle Zeit" liebevoll die "blaue Zeit" – weil der Himmel dunkelblau ist und die Sterne funkeln. Am Dunkelsten ist es am Tage zwischen Mittag und Nachmittag – das wundert uns. Sie erklären das ganz einfach, da scheint der Mond nicht. Wenn der Mond am Abend raus kommt – vorausgesetzt es ist nicht wolkig – wird es hell, da der Mondschein sich im weißen Schnee spiegelt und ein ganz tolles Licht verbreitet. Und dann das Nordlicht. Eine Naturerscheinung, die was mit Sonnenstaub und Elektrizität zu tun hat und ein ganz irres Naturerlebnis sein muss. Die Begeisterung, mit der Lisa erzählt macht uns neugierig – vielleicht gibt es doch noch mal einen Besuch im Winter.

 

Klaus hat im letzten Winter das Nordlicht dokumentiert und jeden Tag Fotos gemacht, bis die Sonne wieder kam.

 

Die Sonne lässt sich das erste Mal am 21. Januar wieder sehen – ein Stückchen über dem Horizont für etwa 3 Minuten. Lisa erzählt, dass es aus diesem Anlass früher schulfrei gab und mit heißer Schokolade und weißen Brötchen gefeiert wurde. Und wenn sich die Sonne mal verspätete, dann gab es am Tag, da sie dann wirklich kam, noch mal den halben Tag frei. Danach steigt die Aufenthaltsdauer der Sonne am Himmel aber schnell an und von Ende Mai bis Ende Juli geht sie dann nicht mehr unter.

 

Dann geht es zum Essen – wir sind schon ganz gespannt. Als Vorspeise gibt es einen super Lachs – geräuchert mit Salat und einer tollen Creme. Und dann das mit Spannung erwartete Walfleisch. Es sieht aus – wie schon roh – wie Rinderfilet und so schmeckt es auch – Rinderfilet, ganz zart und mit einem ganz leichten fischigen Abgang (wie der Weinkenner sagen würde). Eine wirkliche Delikatesse.

 

Nach dem Essen reden wir noch viel weiter und wieder scheint es, als wären wir uralte Freunde. Da es nicht dunkel wird – ich erwähnte das bereits einige Male – vergaßen wir die Zeit und kurz vor 11:00 Uhr brachten uns Lisa und Klaus auf den Weg zum Hotel. Wir hatten beschlossen zu laufen – es war nicht so weit und sie brachten uns noch ein weites Stück bis die Gefahr, dass wir uns verlaufen würden gen Null ging.

 

Wir verabschiedeten uns herzlich und versprachen in Verbindung zu bleiben.

 

Ein wunderschöner Tag war zu Ende.

 


Rudi, Sylvia, Lisa und Klaus

Seilbahn - Blick nach oben

Tromso von oben

 

Sonntag 31.07.2011

 

Um kurz vor 10:00 Uhr verlassen wir das Hotel und fahren über die große Brücke auf die Festlandsseite von Tromsö. Es ist herrlicher Sonnenschein und wir fahren zur Seilbahn. Klaus und Lisa hatten uns empfohlen von oben einen Blick über Tromsö zu werfen. Ein wirklich guter Rat. Wir nehmen die erste Bahn nach oben und sind überwältigt von dem Anblick. Die Stadt – auf der Insel – zu unseren Füssen, drum herum das Wasser und alles gesäumt von einer atemberaubenden Berglandschaft mit den Schnee bedeckten Gletscherstücken. Mit der nächsten Bahn geht's wieder runter und dann "on the road again" Richtung Alta. Als wir die E 6 erreichen regnet es NICHT ! Es ist Sonntag – die Straßen sind leer und es geht gut vorwärts.

 


Obere Seilbahnstation

Sylvi on Top

Die Eismeerkathedrale von oben

Die Gondel

Die Landung

 

Vor uns ein VW – Bus. Der Fahrer winkt plötzlich ! Es ist Klaus ! Sie hatten uns erzählt, dass sie auch für ein paar Tage nach Norden in die Finmark wollten aber das wir uns treffen – ist wirklich ein Zufall. Wir halten auf einem Parkplatz an und große Freude. Klaus hatte im Rückspiegel unseren "Kleinwagen" nach meiner gestrigen Beschreibung sofort erkannt. Sie waren zwar früher  abgefahren als wir, hatten jedoch die sicher schöne Strecke mit 2 Fähren genommen, so dass wir aufgeholt haben. Wir reden noch ne Weile und verabschieden uns dann.

 

Nach ca. 100 km gibt es eine kleine Ansammlung von Verkaufsständen der Samen. Wir hatten gestern gelernt, dass die Samen eine ethnische Minderheit in Norwegen sind, die – in unberechtigter Weise – für sich beanspruchen, die Ureinwohner zu sein. Darüber soll es eine Konstantdiskussion geben – wie auch immer. Sie sind Diejenigen, denen im Norden ALLE Elche gehören. Große Herden – die für die Steuer klein gerechnet werden. Ähnlich wie in Arabien jedes Kamel einen Eigentümer hat, ist das hier mit den Elchen und Rentieren. An diesen Ständen werden Felle und allerlei Pelzgegenstände sowie jede Menge Souvenirs und Unnützzeug (letzteres sicher aus China) verkauft. Wir schauen uns alles an, als ein VW – Bus bremst und einparkt – da treffen wir uns noch mal.

 


Rentier

Rentier 2

 

Dann biegen Klaus und Lisa kurz vor Alta auf einen schönen Platz am Meer ab. Ihr Bus ist ein kleiner Camping und sie werden dort sicher die Tagestour beenden. Wir finden vor Alta leider keine kleine Hütte mehr zum Übernachten. In Alta suchen wir einen Camping Platz aus unserem Reiseführer von der ITB – dort gibt's eine Hütte. Lustig – bisschen Jugendherberge mit Gemeinschaftsklo und –waschraum auf'm Platz – ist ok.

 

Neben dem Campingplatz gibt es eine "Gaststätte" in Tippis wie bei den Indianern, dies sind auch die Behausungen der Samen - von solchen bewirtschaftet – gibt es was zu essen und ein Bier. Die Preise sind enorm. Ein Teller einer Art Kesselgulasch nur mit Rentierfleisch kostet  25,00 € !! Schmeckt aber gut.

 

Dann gehen wir vor unser Hüttchen, trinken noch nen Roten vom Elfenhof und dann geht's ins Doppelstockbett.

 

Morgen ruft das Nordkapp – wir kommen !!!

 


Samen - Shop

River Campimg

An "unserer" Hütte

Der River zum River Camp

Der Samen "Pub"

Bar im Tippi

Feuer im Zelt

Bidos - samisches Kesselgulasch mit
Rentierfleisch (25 € je Suppe)

Sylvia am Feuer mit "Samen-Hund"

Folklore

Bericht schreiben !

Wir erfahren noch, dass die "Samen" die sind, die man früher als "Lappen" (Leute aus Lappland) bezeichnet hat. Heute soll die Bezeichnung "Lappen" politisch nicht mehr korrekt sein. Sie wollen "Samen" genannt werden - warum auch immer - aber ich finde, dass der Tausch von "Lappen" zu "Samen" nicht der große Wurf war.
 

Blick in "unsere" Hütte

 

Montag 01.08.2011

 

Der Campingplatz erwacht um 6:00 Uhr und ich mit ihm. Ich geh erst mal auf das Zentralklo. Irgendwie sind alle, die ich treffe etwas mürrisch – vielleicht liegt's an der frühen Zeit. Aber wir haben allgemein festgestellt, dass nicht so freundlich umgegangen wird. Ein fröhliches "Guten Morgen" auch zu entspannterer Stunde oder "Guten Tag" im Hotel oder Restaurant ist eher ungewöhnlich. Der – oder besser Die – bisher wirklich freundliche Norwegerin haben wir in Lisa kennengelernt. Die reißt dafür alles für ihre Landsleute raus.

 

Die Motorradfahrer sind dabei ihre Zelte abzubauen und die Ersten starten – wohin auch immer. Wir beschließen auch auf zu stehen, packen unsere Sachen und beladen das Auto. Dabei stelle ich mich etwas tollpatschig an und unsere letzte Weinflasche endet mit einem lauten Knall auf dem Asphalt. Nun riecht es schön nach Wein und das war's.

 

Duschen entfällt mangels genügend Kleingeld, was man in der Duschkabine einwerfen muss, damit das Wasser an geht. Wir schauen uns noch mal die Strecke an und sehen in Booking.com nach einem möglichen Folgequartier in der Nähe des Nordkapp nach – finden aber nichts. Um 7:30 Uhr rollen wir vom Platz. An der nächsten Tanke gibt’s Kaffee und ein Brötchen und dann geht's "on he road again" – auf die Straße nach Norden.

 

 

Sylvia ist irgendwie ganz ruhig und rückt dann mit der Sprache raus, dass sie sehr schlecht geschlafen hat – einige male raus musste – toll und das auch noch auf'm Campingplatz – und es geht ihr nicht so gut. Das bestätigt sich auch bei unseren nächsten Stopps. Trotz toller Aussichten auf Meer und Berge bleibt sie im Auto und ist auch eher ruhig.

 

Je weiter wir nach Norden kommen umso mehr Rentiere treffen wir. Die latschen auf der Straße rum und sehen Autos eher gelassen an. In einer Kurve, die in einen Tunnel mündet blockiert eine Rentierherde die Tunneleinfahrt. Alle fahren ganz vorsichtig im Schritt ran und bahnen sich einen Weg durch die Tiere, die dann so gemächlich Platz machen.

 

Kurz vor unserem Zielort Honningsvag müssen wir durch den Nordkapp-Tunnel – 8 km lang und 200 m unter dem Wasser. Als wir ankommen steht ein VW Bus aus Stuttgart, der gerade noch vor uns gefahren war als wir aber eine Rast einlegten, vor dem Tunnel, an dem eine rote Signallampe leuchtet, die besagt, dass man nicht in den Tunnel einfahren darf. Es ist ohnehin nicht einladend. Aus dem Tunnel kommen weiße Rauchschwaden, die nicht nach Nebel aussehen, sondern nach Rauch und auch etwas "angeschmort" riechen. Schnell bildet sich eine Schlange von Pkws, Bussen, Motor- und Fahrrädern. Alle kommen zusammen und beratschlagen was das wohl sein kann und ob man rein fahren sollte oder nicht. Auf einmal kommen Autos aus dem Tunnel raus. Sie halten an und informieren, dass es ein Fehlalarm sein soll und an der gegenüber liegenden Stelle gesagt wurde, man kann problemlos durch fahren. Erst sind alle etwas skeptisch, als es jedoch immer mehr werden, die durch kommen, beschließen wir auch zu fahren. Zwei ganz eilige preschen vor und sind im Tunnel verschwunden. Dann in der Reihenfolge des Anstehens – vorn weg der VW Bus. Der scheint die Aussicht im Tunnel genießen zu wollen – oder hat Schiss – und fährt so langsam, dass mir der nachfolgende LKW fast hinten ins Auto kriecht. Nach gefühlten 2 Stunden sind wir endlich durch. Störungen haben wir nicht gesehen. Auf der anderen Seite ist eine Mautstation. Die kassiert ein ordentliches Sümmchen und nun sind wir auf der nördlichen Insel Mageroy in der "Nordkapp Kommune".   

 


Rotes Licht am Tunnel, den Rauch
sieht man auf dem Bild nicht !

 

Gegen Mittag erreichen wir Honningsvag, die letzte Stadt vor dem "Ende der Welt". Das Wetter ist traumhaft. Blauer Himmel, kein Wölkchen und knapp 20 °C. Das soll hier sehr selten sein. Ich schlage vor, dieses Wetter zu nutzen und gleich zum Nordkapp zu fahren und erst danach eine Übernachtung zu suchen. Sylvia macht aber einen äußerst kläglichen Eindruck und bittet gleich ein Bett zu suchen, um sich zurück ziehen zu können. Wir fahren nach Honningsvag rein und nach wenigen Metern lädt ein Schild: "Hotell View" ein, die Hauptstraße zu verlassen, was wir tun. Nach 2 bis 3 Serpentinen stehen wir vor einem alten Flachbau, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat, mit dem Schild "Hotell View Entrance". Wir parken auf dem Vorplatz und gehen rein. Eine kleine Rezeption, die nicht besetzt ist, eine ältere Dame, die auf einer Couch sitzt und nichts sagt und auch unser "Hej" nicht erwidert (s.o. etwas maulfaul die Kollegen hier). Auf dem Rezeptionstresen liegt ein Zettel auf dem so etwas wie, "bin gleich wieder da" steht und ein weiterer Zettel sagt, dass man für Zimmer eine Telefonnummer anrufen soll. Ich spreche die Dame direkt an und frage nach einem, der uns eventuell ein Zimmer vermieten kann. Wir haben 2 Nächte geplant – erst mal um das Nordkapp in Ruhe erkunden zu können und damit sich Sylvia etwas erholen kann. Die Dame geht raus ohne etwas zu sagen und kommt gleich wieder mit einem Handy rein, wählt eine Nummer und reicht es mir dann. Ich schaue wohl etwas verduzt und sie sagt so was wie: "Chef".

 

Eine Stimme meldet sich mit "Ja" und ich sage, dass eine nette Lady mir das Telefon gegeben hat und frage nach einem Zimmer und dem Preis. Zimmer ist ok – Preis 900,00 NOK pro Nacht. Das ist auch ok – war schon gewaltig teuerer und blöder (Thon in Brönnöysund). Dann sagt die Stimme noch: "Gib das Telefon mal wieder an die Lady." Mach ich. Sie sprechen kurz, dann steht die Dame auf geht hinter den Rezeptionstresen und sucht uns einen Schlüssel raus. Zimmer 1 ! Zimmer 1 ist im Erdgeschoss und direkt hinter der Rezeption. Es erinnert ein wenig an eine alte Bauernstube. Mit Holz-Ess-Ecke, rustikalen Holzschränken und einem Schlafbereich hinter dicken Gardinen – ein bisschen wie ein Alkoven. Das Bad ist ok. Alles ist sauber und macht irgendwie einen lustigen gemütlichen Eindruck. Als wir unser Gepäck rein tragen macht die Dame erst mal die Rentier Kötel vor der Tür weg – und da sehen wir auch schon den "Unhold", ein Rentier spaziert in aller Ruhe über den Hof. Die sind hier überall – so ein bisschen wie die "heiligen Kühe" in Indien – nur nicht so viele.

 


"Hotell View" - oben auf dem Berg

Hotell View

Wohnbereich von Zimmer 1

Schlafbereich von Zimmer 1

Blick aus Zimmer 1

 

Sylvia zieht sich sofort ins Bett zurück und will nichts mehr sehen oder hören. Ich beschließe zum Nordkapp zu fahren – wer weiß, ob sich das Wetter bis morgen so hält. Und dunkel wird es ohnehin nicht.

 

Es ist eine schöne Fahrt. Auf den Bergen lang. Tundralandschaft. Kleine Seen, die erstaunlicher Weise in extrem unterschiedlichen Höhen liegen. Und dann die Fjorde, die sich von der Spitze aus ins Land ziehen. Nach ca. 30 Min. und 30 km das Schild: Nordkapp – Eintritt 235,00 NOK – in 500 m.

 

Ich fahre ran, es ist nicht sehr voll, bezahle, der Kassierer sagt mir noch, dass das Ticket 2 Tage für so oft rein und raus wie ich will, gilt.

 

Ich stelle das Auto auf den riesigen Parkplatz. Es ist Sonne satt und immer noch 14 °C – was hier wohl ein kleines Wunder ist. Viele sitzen an ihren Wohnwagen – machen Picknick, Siesta oder feiern.

 

Ich schlendere etwas rum, filme, fotografiere und bin echt beeindruckt. Einmal lass ich mich auch von einem anderen Touristen knipsen. Dann wandere ich etwas über das Plateau. Nach einer Stunde merke ich, dass ich ganz allein bin und mich wohl vom Touristenbereich schon ganz schön weit entfernt habe. Vor mir grast eine große Rentiergruppe. Sie schauen hoch und wundern sich wohl, wo ich plötzlich herkomme. Wie auf der Straße die Autos nehmen sie auch meinen Besuch eher gelassen und ziehen langsam weiter.

 

Ich wandere zurück und gehe noch auf 'nen Kaffee in das Touristencenter. Dann geht's zurück nach Honningsvag. In einem Supermarkt kaufe ich noch was zum Abendbrot und ein paar Getränke ein und dann ins Hotel. Sylvia schläft noch und hat etwas Fieber. Wir beschließen morgen früh einen Arzt auf zu suchen. Ich gebe ihr von meinen Antibiotika, die ich noch aus den USA in der Reiseapotheke habe.

 


Blick am Nordkap auf das Besucherzentrum

300 m nach unten bis zum Wasser

Ich - vor der Weltkugel

Gedenkstein von König Oscar II.

Facility Management am Nordkap - Geländer streichen

Moosbeeren auf der Hochebene

Rentiergruppe am Nordkap....

zieht ruhig weiter.

 

Dienstag, 02.08.2011

 

Die Medikamente haben geholfen, es geht ihr besser. Trotzdem fahren wir zum Arzt. Wir erkundigen uns bei der Touristen-Info. Man schickt uns zu einem Ärztehaus – eine Art Poliklinik, besetzt mit mehreren Ärzten – sehr ordentlich. An dem Ärztehaus steht: "Legestasjon, Helgestasjon" dran. Ich vermute mal das heißt Geburts- (Lege) und Gesundheits- (Health) Station. Auf jeden Fall wird Sylvia untersucht und der Arzt diagnostiziert eine Entzündung. Er verschreibt weitere Antibiotika, die die nächsten Tage alle 6 Stunden eingenommen werden sollen. Es geht freundlich und effizient zu. Bezahlen müssen wir 180,00 NOK – es gibt ein Gesundheitsabkommen innerhalb der EU, wodurch gegenseitig Kosten aufgehoben werden und man nur einen reduzierten Betrag – eine Art "Selbstbeteiligung" bezahlen muss.  Das Medikament holen wir dann mit einem Rezept in einer Apotheke.

 

Es geht wirklich wieder besser – Fieber ist auch weg – und wir beschließen nun gemeinsam zum Nordkapp zu fahren. Es scheint wieder die Sonne, allerdings mit nicht mehr so klarem Himmel. Kaum haben wir Honningsvag hinter uns gelassen und fahren aufwärts – das Nordkapp liegt 309 Meter hoch und 71°10'21" nördlicher Breite, was von der Höhe den Alpen entspricht, da es so weit nördlich liegt – schon werden die Wolken dichter und tiefe Nebelschwaden ziehen über die Berge auf die Hochebene. Nach einigen Kilometern wird der Nebel so dicht, dass man die Landschaft neben der Straße nicht mehr sehen kann. Als wir das Nordkapp erreichen – wir kommen mit meinem Ticket vom Vortag wirklich rein, auch Beide – liegt es komplett im Nebel. Man kann das Touristenzentrum kaum sehen, die Kugel oben drauf kann man nur ahnen und der Blick auf's Meer endet nach 5 Metern im Nebel. Den Blick von gestern, meine Wanderung über die Ebene und die vielen Menschen, die rum saßen und sich an der Sonne erfreuten, kann man sich nicht vorstellen.

 

Wir wandern ein wenig durch den Nebel, dann ist uns kalt und wir gehen auf 'nen Kaffee und etwas Kuchen in das Cafe des Touristenzentrums.

 

Als wir wieder in Honningsvag sind sieht der Himmel wieder freundlich aus und es ist auch wärmer. Gut das wir uns hier unten und nicht weiter oben eingemietet haben.

 

Der Tag klingt mit ein wenig Computer-Fernsehen und Lesen aus.

 


Blick vom Nordkap am Montag

Gleicher "Blick" am Dienstag

Gedenkstein von König Oscar II. im Nebel

Globus am Montag

Sylvia am Globus (Dienstag)

Kalt ! - Jetzt 'nen Kaffee.

 

Mittwoch, 03.08.2011

 

Sylvia geht's wieder gut. Das Wetter ist etwas schlechter aber trocken. Wir beschließen, die kleinen Orte, die noch zwischen Honningsvag und Nordkapp liegen zu besuchen.

 

Kaum sind wir wieder auf den Bergen – empfangen uns die dicken Nebelschwaden. Das Fahren im Nebel macht eigentlich nichts aus aber man muss immer damit rechnen, dass ein munteres Rentier über die Straße hopst und man dann mal ordentlich zu bremsen hat.

 

Wir fahren nach Skarsvag ung Gjesvaer, zwei kleine Fischerorte mit ein wenig einfachem Tourismus. Auf dem Weg nach Gjesvaer kommen wir an einem kleinen Hüttchen vorbei, welches malerisch zwischen wilden Steinbrocken und Bergen an einem kleinen See liegt. Wir halten an und gehen mal hin. Es ist offen und für den müden Wanderer voll ausgestattet. Ofen mit Kochplatte, Topf und Pfanne, ein paar Bücher, Geschirr und Besteck und ein Tisch und Bänke zum Sitzen oder sogar zum Schlafen. Vor der Hütte ist eine Feuerstelle – für Lagerfeuer bei besserem Wetter. Holz ist auch da – muss jemand ranschaffen, denn im Umfeld gibt es kein Holz. Ein Gästebuch zeigt welche Besucher hier schon Station gemacht und sich aufgewärmt haben.

 


Gjesvaer

Gjesvaer Rückkehr von der Vogelsafari

 

Am Nachmittag sind wir wieder beim Hotell View. Inzwischen ist es auch hier unten ekliger geworden. Draußen stürmt und regnet es, wir bleiben auf Bude und machen es uns gemütlich. Auf dem Laptop läuft "radio eins", wir schreiben etwas und die Tour für Morgen muss auch noch besprochen werden, denn hier war nun Halbzeit. Ab Morgen geht es wieder nach Süden – Finnland wartet.

 


Kamoyvaer

Kamoyvaer

Fischerboot auf "Rede"
   
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