Willkommen in Finnland

Verabschiedungskommando

 

Donnerstag, 04.08.2011

 

Gestern Abend kam ein Bus mit einer Reisgruppe aus Wien an. Wir wachen um 7:00 Uhr auf. Über uns befindet sich der Frühstücksraum. Dort werden die Wiener verköstigt und anscheinend spielen sie dabei "die Reise nach Jerusalem", denn es werden in einem Fort Stühle gescharrt und hin und her gerannt. Da wir ohne hin abfahren wollen, stehen wir auf. Der Blick aus dem Fenster zeigt: Nichts. Das "Hotel View" liegt im Nebel bzw. in tief hängenden Wolken und es regnet. Wir packen unsere sieben Sachen – die Wiener fahren los – und wir gehen auch zum Frühstück.

 

Um kurz nach 9:00 Uhr rollen wir vom Hof. Das Wetter lädt nicht zum bleiben ein. Das Thermometer im Auto zeigt 6°C. Im Ort verabschiedet uns noch eine Gruppe Rentiere und dann sind wir auf der Straße.

 

Zurück müssen wir wieder durch den Nordkapp Tunnel. Diesmal ist kein Alarm und auch keiner vor uns, so dass wir in wenigen Minuten durch sind. Dann geht’s bis Russenes und dort wieder auf die E 6 – rainy road – macht ihrem Namen alle Ehre. Nun nach Lakselv und weiter bis Karasjok, wo wir aufpassen müssen von der E 6 auf die 92 zu kommen sonst geht’s Richtung Russland.

 

Wir freuen, uns den Abzweig auf die 92 gefunden zu haben und erwarten jeden Augenblick den Landeswechsel. Die Ortsnamen hören sich schon sehr finnisch und gar nicht mehr so norwegisch an – die Entfernungstafeln zeigen als nächsten größeren Ort: Kautokeino. Aber es kommt nichts – keine Grenze. Nach etwa 80 Kilometern sehen wir uns die Karte noch mal genauer an und stellen fest, dass wir zwar auf der 92 aber in die falsche Richtung fahren. Nach eingehendem Kartenstudium zeigt sich, so ganz falsch war es nicht – wir kommen nur an einen anderen Übergang.

 

Norwegen verabschiedet uns wie es begonnen hat. Regen, Wolken und ein wenig Sonne wechseln sich ab und das Thermometer hat inzwischen kuschelige 11°C erreicht. Nach einer guten halben Stunde sind wir in Kautokeino und 15 Minuten später in Finnland. Es gibt eine Grenzstation aber keinerlei Kontrollen.

 


Die Schilder kamen uns schon "Finnisch" vor

Einfahrt - Finnland

 

Finnland zeigt sich von seiner besten Seite. Die Wolken verschwinden, der Himmel wird blau und die Sonne strahlt. Das Thermometer klettert auf 17°C – so ist's recht – geht doch !

 

Die Straßen sind gut und die Finnen fahren auch etwas zügiger und schnudeln nicht so vor sich hin. Na ja, immerhin hat Finnland ja auch einige der besten Formel 1 und Motorradrennfahrer der Welt.

 

Da wir nicht mehr den Küsten der Fjorde folgen müssen, führen die Straßen nun gerade durchs Land, was die Reisegeschwindigkeit erheblich erhöht. Die Landschaft ist so, wie wir sie uns vorgestellt haben, Wälder und Seen – und das bei Sonne. Ein wenig erinnert die Landschaft an die Mark Brandenburg, Sand und Nadelgehölze.

 

Nach ca. 2 Stunden sind wir in Enontekiö, dem ersten größeren Ort in Finnland. Wir stellen fest, Finnisch können wir nicht. Das Gemisch aus Buchstaben kann man kaum aussprechen – verstehen oder erahnen was es heißen könnte, wie in Schweden und Norwegen, geht gar nicht.

 

Trotz einer Stunde Zeitunterschied, wir mussten die Uhr vorstellen, sind wir noch so früh dran, dass wir beschließen, noch ein Stück zu fahren. Wir erreichen die E 08 und suchen uns den nächst größeren Ort – Muonio – als nächstes Etappenziel aus. In der Umgebung zeigt unsere Karte ein paar Hütten-Symbole an und wir denken dort eine Unterkunft für die Nacht zu bekommen. Sylvia hat sich ein Symbol ausgesucht und wir fahren es an – eine schöne Anlage mit verschieden großen Hütten, mitten im Wald an einem See gelegen. Hoffentlich haben die was für uns frei. Wir fahren bei der Rezeption vor und finden an der verschlossenen Tür ein Schild auf dem eine Telefonnummer mit dem Hinweis steht – wenn geschlossen – bitte anrufen. Also hole ich mein Telefon und wähle die Nummer. Eine Frau meldet sich. Ich frage vorsichtig, ob sie Englisch oder Deutsch spricht, höre aber nur "Suomi" – was offensichtlich Finnisch heißt, denn sie erzählt flott weiter, wovon ich natürlich kein Wort verstehe – halt, dass heißt das Wort "Sauna" war dabei, das habe ich verstanden. Als sie einen Moment aussetzt frage ich vorsichtig: "Cabin – free" – Wieder sagt sie etwas – "Sauna" kommt auch wieder vor. Ich sage: "Danke – Thank you" und lege auf. Ok – dann müssen wir halt weiter suchen und wir gehen wieder zum Auto. In dem Moment öffnet sich  eine Seitentür und eine kleine weißhaarige Frau mit T-Shirt und Jeans kommt raus. Sie hat ein Handy in der Hand und erzählt ganz aufgeregt etwas und lacht. Wieder ist "Sauna" dabei – um es vorweg zu nehmen – wir haben nie rausgekriegt was das mit der "Sauna" dauernd sollte.

 

Wir fragen noch mal nach einer Hütte – sie hat ein paar Schlüssel in der Hand und zeigt uns Hütten der verschiedensten Größe - dabei redet sie "Hasi-haft" (wenn jemand weiß was ich damit meine) fast ohne Luft zu holen – wir zeigen auf die Kleinste. Sie neigt den Kopf zur Seite und hält die Hände darunter, dann lacht sie wieder und zeigt mit den Fingern 1 oder 2 – Aaaahh – wie oft wir schlafen wollen ! Der Platz ist so schön – wir zeigen – zwei mal schlafen. Dann gehen wir zusammen in das Rezeptionsgebäude – während sie uns unentwegt was erzählt – ich lausche etwas, denn ein Freund in Ungarn hat mir mal erzählt, dass zur Zeit der Völkerwanderung die Finnen und die Ungarn ein Volk waren, welches aus der Richtung Mongolei nach Westen zog und dann haben sie sich hinter dem Ural getrennt. Die Schlauen zogen ins warme Ungarn – die Anderen ins kalte Finnland. Und noch Heute sollen sich Finnen und Ungarn – ein wenig – verstehen. Nun ist mein Ungarisch nicht weltbewegend aber etwas kann ich – leider finde ich aber keine Ähnlichkeit in den vielen Worten, die die nette Dame auf uns einregnen lässt. Apropos "Regnen" – das Wetter ist super und obwohl es schon fast 19:00 Uhr Ortszeit ist sind noch immer 15°C.

 


Jetzt wirklich Finnisch

Nach Muonio

Rast am See

"Unsere" Hütte

"Unsere" Hütte

Hecht !

 

Wir können den HUMMER direkt vor die Hütte stellen und dann räumen wir unsere Sachen ein. Die Hütte hat ein Duschbad ! eine kleine Küche, Wohnzimmer mit Kamin (es gibt auch noch eine Heizung und es ist warm) sowie 2 Schlafzimmer. Nachdem wir uns "eingerichtet" haben, machen wir einen Gang durchs Gelände. Wir sehen ein zentrales Saunagebäude (Vielleicht war's das was sie uns sagen wollte ?) davor ein Steg in den See – Wasser ist aber echt kalt. Dann gibt es noch einen Grillplatz und andere Einrichtungen. An einer Seite liegt ein Ruderboot zum allgemeinen Gebrauch am Ufer.

 

Vom Steg aus sehe ich im flachen Wasser einen Hecht stehen – gar nicht so ein kleiner. Nach dem Abendessen – wir hatten uns vom Frühstück noch ein Fresspaket mitgenommen – gehe ich mit einer Angel zum Steg und versuche mein Glück – der Hecht hat Heute Abend was Anderes vor . Während ich angele geht Sylvia Blaubeeren pflücken – suchen muss sie nicht, das ganze Gelände ist voller Blaubeersträucher – alle mit dick Beeren dran. Die gibt's als "Nachthupferl".

 

 

Wir sitzen noch bis 23:00 Uhr draußen, den Sonnenuntergang – obwohl nun schon wieder 500 km südlich vom Nordkapp – erleben wir nicht.

 


Sylvia - am See

- vor der Hütte

und - beim Blaubeeren sammeln
Am Abend um 23:00 am See

 

Freitag, 05. 08. 2011 

 

Wir wachen auf – der Himmel ist blau – die Sonne lacht. Obwohl nur 8°C ist das schön – es verspricht ein schöner Tag zu werden. Nach einem Morgenkaffee und einem "Fruchtzwerg" mit Blaubeeren – mehr haben wir nicht mehr – fahren wir erst einmal in den Ort Muonio und kaufen was ein. Die Preise in Finnland sind wieder wesentlich moderater als sie in Norwegen waren - und - was einem leichter fällt - in Euro. Ich will Heute Abend unbedingt Eierkuchen mit Blaubeeren machen – mmmmmhhhhhh !!!! Sylvia sammelt Blaubeeren und ich mache die Eierkuchen.

 

Wieder im Camp nehme ich mir das Boot und rudere auf den See um meine Angeln auszuwerfen. Die Ruhe, die Sonne, der See – das macht Spaß – toll wäre es, wenn auch noch einer angebissen hätte – aber man kann nicht alles haben. Also gibt’s erst mal Spagetti mit Tomatensauce und Schinken. Der Eierkuchen folgt später – ich bereite schon mal den Teig vor – mangels Mixer oder ähnlichem mache ich das Kaffeeglas leer und nehme es als Eierkuchen-Teig-Shaker - alte Doha Methode.

 

Nachtmahl um 21:00 Uhr:  Eierkuchen mit Blaubeeren.

 

Bis Morgen.

 

 

Samstag, 06.08.2011

 

Zum Frühstück gibt’s noch mal Eierkuchen mit Blaubeeren !

 

Dann wird gepackt – hier könnte ich auch noch etwas bleiben – da aber Wochenende ist, sind die Hütten ausgebucht und unsere Nachfolger schon im Anmarsch. Um 10:00 Uhr sind wir auf der Straße. Das Wetter ist gut – meist sonnig und ein einzelner Schauer ist gut, um die toten Tiere von der Frontscheibe zu waschen. Übrigens haben wir bisher von der viel beschworenen Mückenplage nichts bemerkt – und das ist auch gut so !

 

Die Straßen sind gut, nicht voll und es geht zügig voran. Während einer Zigaretten- und Pinkelpause fotografiere ich einen beeindruckenden Ameisenhaufen.

 

Rovaniemi

 

Gegen 13:00 Uhr sind wir in Rovaniemi – der läppischen (oder sämischen) – besser – der Hauptstadt von Lappland. Wir machen eine Pause, laufen etwas durch die Stadt und trinken in der Sonne einen Kaffee. Es gesellt sich ein Sturzbetrunkener Typ (Lappen ? Samen ?) zu uns und quatscht uns voll – ich verstehe kein Wort – der ist noch von gestern Abend übrig. Als er dann so was wie "Papa" sagt und mir die Hand küssen will – suchen wir das Weite.

 

Die Stadt – der Teil, den wir sehen konnten – macht einen guten – sehr neuen – Eindruck. Leider finden wir nichts über den Ort in unseren Unterlagen und auch keine Turistinformation. Nun geht es weiter Richtung Kemi – da erreichen wir die Ostsee. Wir fahren noch eine Strecke parallel zum Meer, dann schauen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit, um die Tagesetappe zu beenden. Um 16:00 Uhr sehen wir ein Schild welches das Zeichen für "Hütte" beinhaltet. Wir fahren ran und fragen in der Rezeption. Eine ältere Dame, sie kann etwas Englisch, sagt uns, Hütte 4 ist noch frei. Ganz einfach 2 Betten, ein Klapptisch an der Wand – das war's. Sieht aber nett aus und auch der Zeltplatz macht einen guten Eindruck, so beschließen wir eine Nacht zu bleiben. Stellen unser Auto vor die Hüttn und schauen uns den Platz an. Mit Strand – das Wasser ist wärmer als gedacht und ich gehe in die Ostsee – Juhuuu – ein Held ! Es gibt auch Internetanschluss und ich hoffe, Heut' Abend noch die letzten News einstellen zu können. Ich schreibe vor der Hütte Bericht und Sylvia bezieht die Betten.

 

In der Nähe (100 Meter) gibt’s ein Restaurant, wo wir zu Abend essen gehen. Heute mal wieder bekochen lassen.

 

....und dann,  Gute Nacht !

 


Rovaniemi

Campingplatz Merihelmi

Campingplatz mit Hütte - gut das es Symbole gibt

 


Sylvia vor "unserer" Hütte

Hütte innen

Der Ostseestrand

Baden gehen !

Ich bin ein Held !

Sylvia am Strand

 

Sonntag, 07.08.2011

 

Der Campingplatz von Merihelmi erwacht – zum Glück – nicht so früh wie der in Alta, so dass wir erst durch den Wecker, der die Zeit zur Einnahme von Sylvias Antibiotika signalisiert, aufwachen. Wir stehen auf und machen ein kleines Frühstück vor unserem Hüttchen. Dann heißt es Betten abziehen, Hütte kurz ausfegen und packen. Gegen 10:00 Uhr rollen wir vom Platz. Heute soll es bis Vasa – bekannt durch das gleichnamige Knäckebrot – gehen. In der Umgebung von Vasa sind in der Karte einige Hüttensymbole in Wald- und Meerlage eingezeichnet und wir hoffen, hier eine etwas besser ausgestattete Hütte für einige Tage zu bekommen.

 

Die Fahrt geht überwiegend auf der E 8 aber wir weichen hin und wieder auf kleine Nebenstraßen aus und rasten am Ufer der Ostsee oder im Wald. Man kommt gut vorwärts und erst am Nachmittag nimmt der Verkehr zu -  wahrscheinlich die heimreisenden Wochenendurlauber. Kurz vor Vasa führt unser Weg über eine tolle Brücke auf die Insel Vallgrund. Hier ist ganz im Norden im Ort Söderrudden das Hüttensymbol. Die Straßen werden enger, die Gegend macht einen angenehmen Eindruck – aber keine Hütten. Ein Schild verkündet: "Kalle's Inn". Nun gut versuchen wir es.

 

Rast in Hiekkasärkat

 

Die Straße endet an einem kleinen Hafen – von Kalle's Inn oder einem Hotel oder Campingplatz keine Spur. Hinter den Dünen sehe ich ein Haus vorgucken, welches ein Hotel oder Ähnliches sein könnte. Ich suche die Zufahrt und finde sie mit einem Holzgatter abgesperrt aber nicht verschlossen. Wir öffnen das Gatter und fahren durch. Nach einigen Hundert Meter kommen wir an dem Haus an. Es sieht wirklich wie ein Hotel mit Restaurant aus. Ein Mann ist damit beschäftigt ein Auto mit Müllsäcken zu beladen und schaut uns etwas verwundert an. Wir steigen aus und fragen, ob dies Kalle's Inn wäre und ob man hier übernachten kann. Er lacht, Kalle's Inn schon. Übernachten, nein, leider nicht. Dies ist ein Restaurant "on demand" – also nur für angemeldete Gäste auf Vorbestellung. Kein öffentlicher Betrieb. Schade, es sah so schön aus und war super gelegen. Er empfiehlt uns einen Platz im Vargviksvägen (Wolfsbuchtweg). Dort soll jemand ein umgebautes Bootshaus vermieten und dann empfiehlt er noch einen Campingplatz, der jedoch wieder sehr einfach sein soll und er meint, ihr wollt' da nicht wirklich hin.

 

Wir finden Vargsvikvägen und fahren auf einem Waldweg – dem Vargsvikvägen – bis zum Ende am Wasser. Ein schönes Anwesen. Am Ufer liegt das "Bootshaus" – es sieht so aus, als seien ein paar Wochenendurlauber gerade abgefahren. Wir klopfen – niemand öffnet – keiner zu Hause. Wir sehen uns auf dem Grundstück ein wenig um – es sieht so aus, als wäre man nur mal eben zum Nachbarn gegangen. Schlüssel stecken, die Tür zur Hütte ist offen – frisch gereinigt. Wir beschließen ein Weilchen zu warten. Nach einer knappen Stunde geben wir auf. Hier ist es – noch – üblich Alles offen zu lassen. Noch – keine Kriminalität – wie wir es aus Norwegen gehört haben, wo es früher auch so üblich war.

 

Auffahrt nach Vallgrund
Das Ende von Vallgrund: Söderudden - bei Kalle's Inn

 

Wir versuchen unser Glück am zweiten Hüttensymbol der Karte – auch hier vergebens. Was nun ? Wieder zurück, runter von der Insel und weiter südlich auf Schilder achten.

 

An vielen Stellen – auf vielen Anwesen – sieht es so aus, als wären Zimmer oder kleine Häuschen zu vermieten – aber es stehen keine Schilder dran – so wie es in Schweden und Norwegen üblich war – und bei jedem reingehen und fragen ist zu aufwändig und mit Sprachproblemen verbunden. Ich vermute, es könnte steuerliche Gründe haben. Wenn man offensichtlich – also mit Werbung – Fremdenzimmer anbietet, muss man die Einnahmen sicher versteuern, wenn es durch Mundpropaganda "schwarz" funktioniert, nicht. Dann klappt's aber eben nicht mit dem durch reisenden Turi aus good old Germany.

 


Die "Bootshaus-Hütte" in Vargviksvägen

Warten auf den "Vermieter"

Wieder runter von Vallgrund

 

Die Fahrt geht zurück und durch Vasa. Eine schöne – mal alte – Handelsstadt. War Vasa nicht auch in der Hanse ? Jedenfalls auch alte gepflegte Gebäude, nicht nur Neubauten, schöne Kirchen und einladende Ecken. Es ist aber schon nach 19:00 Uhr und wir wissen immer noch nicht wohin, wodurch uns die Muße zum Verweilen fehlt. Wir fahren weiter südlich und sehen ein Schild mit "Hütte" in Üdüllö. Also hin ! Die Straße führt direkt in den Wald und wird nach einigen Kilometern zur Schotterpiste. Dann eine Gabelung nach links steht was mit dem Wort "Turist" drin. Also hin da. Das im Wald auftauchende Gebäude stellt sich auf Nachfragen als Kinderheim heraus, welches uns auch kein Bett anbietet. Zurück zur Weggabelung und nach rechts. Da kommt ein Platz mit Hütte – geschlossen – keine Menschenseele auch nur in der Nähe. Ein Weg führt tiefer in den Wald – ein Schild zeigt irgendetwas an – mit einem Fischotter drauf. Wir folgen dem Weg und kommen an einige ganz toll gelegene Hütten – mitten im Wald – mit Zugang zum Wasser – und wie man durch die Fenster sieht super ausgestattet. Genau das Richtige – nur auch hier – kein Mensch, obwohl es auch hier so aus sieht als sein man "nur mal kurz" weg. Noch mal warten ? Nein, dazu ist es zu spät und zu unwahrscheinlich, dass wirklich jemand kommt.

 

Wieder zurück auf die Straße. Inzwischen ist der Himmel sehr dunkel geworden und es donnern mächtige Regenschauer zur Erde, die aber die Scheiben wieder sauber machen – auch gut.

 

Wieder auf der Hauptstraße – Kurs: Richtung Süden – kommt ein Schild: "Hütte in Aminne". Auf nach Aminne ! Durch die Wetterverschlechterung wird es auch dunkler – was ja bisher nie ein Problem war. In Aminne, ein Campingplatz – mit Hütten. Er sieht auch geschlossen aus – aber dann kommt jemand aus der Anmeldung raus. Eine junge Frau, die auch Englisch spricht. Sie bietet uns 3 Varianten (von der Ausstattung her) von Hütten an. Wir nehmen die Beste – kostet so viel (80 €) wie in Norwegen die Schlechteste. und für 2 Nächte. Wir fahren vor unsere Hütte und richten uns ein. Dann gibt's einen Rundgang übern Platz und zum Wasser – kein Strand und zum Angeln zu flach – und dann treibt uns das Wetter "auf Bude". Sylvia macht Abendbrot, ich die Betten (unterm Dach in einer "oberen Ebene") – es gibt Pellkartoffeln mit Butter und Salz und Spiegelei.

 

Anschließend geht’s über die Leiter in den Hochbettbereich.

 

Aminne Camping Platz

Hey - die Hütte hat Wäscheleinen

 

Montag, 08.08. 2011

 

Ausschlafen, Frühstück, etwas "Hausarbeit" (kleine Wäsche) und dann schreiben und lesen. Es regnet – Heizung ist an und die Hütte gemütlich. Hin und wieder mal vor die Tür um "eine" zu rauchen.

 

Das Wetter bleibt stürmisch mit hin und wieder Schauern, so dass wir beschließen, die Heimstadt nicht zu verlassen. Um 16:00 Uhr holen wir uns vom Platzshop je ein Stück Kuchen und machen Kaffee-Kränzchen. Dann gehe ich die Seite ins Netz stellen und ein Hotel für morgen in Rauma reservieren - bei der Rezeption ist Internet Anschluss.

 

Abends gibt's Bauernfrühstück. Der Sturm bleibt aber die Wolken werden vertrieben und die Sonne kommt vor - wie so oft schon am Abend. Wir gehen noch mal übern Platz und ich mach ein letztes Foto vom Sonnenuntergang.

 

 

Dienstag, 09.08.2011

 

Hier wird es wieder dunkel, wenn auch erst gegen 23:00 Uhr – waren Sterne am Himmel aufgetaucht. So begrüßte der Himmel uns auch am Morgen mit Sonne und einigen Wolken, die bei stürmischem Wind eilig über das Firmament huschten.

 

Um 11:00 Uhr fahren wir vom Camping Platz. Unser heutiges Ziel ist Rauma –ich war schon einmal während meiner Zeit bei Babckock International in Rauma – wir hatten dort eine Papierfabrik, die eines der Jahrestreffen des Managements ausrichtete.

 

Als Zwischenstation haben wir uns Kristiinankaupunki (Kristinenstad) ausgesucht. Kristinenstad wurde 1649 auf der Insel Koppö gegründet. Seinerzeit war die ganze Region von Finnland in der wir nun sind unter schwedischer Herrschaft. Noch Heute sprechen fast die Hälfte der Bewohner schwedisch, viele Bezeichnungen sind zweisprachig – was zumindest hin und wieder die Deutung des Geschriebenen erleichtert – und an vielen Häusern weht die schwedische Fahne. Die Stadt erhielt von Königin Christina – Regentin von Schweden – Finnland das Stadtrecht – und wohl damit auch den Namen.

 


Rathaus Kristinenstad


Neue Kirche


Museum & Café

 

Erste Menschen in der Gegend wurden durch Funde aus den 90-iger Jahren bereits vor 120000 Jahren nachgewiesen. In der Wolfshöhle – ca. 15 km nördlich vor der Stadt –  fand man Gegenstände, die den Neandertalern zugeordnet werden konnten.

 

Ende des 18-ten Jahrhunderts wuchs die Stadt schnell und wurde ein Zentrum des Handels, Handwerks und der Seefahrt und Fischerei. Für die Seeleute hängen in allen Kirchen die wir besuchen Schiffsmodelle an der Decke.

 

Wir wandern durch die Stadt, erfreuen uns an den schönen alten Häusern aus dem vorletzten Jahrhundert, besuchen die "Neue Kirche", die Kirche "Ulrika-Eleonora" aus dem 17-ten Jahrhundert und schauen uns das Rathaus an. Nach ca. 2 Stunden geht es weiter in Richtung Rauma

 

Alte Holzkirche "Ulrika_Eleonora" aus dem 17. Jahrhundert

Automatischer Türschließer in der "Ulrika_Eleonora"

Straßennamen - oben Schwedisch unten gut lesbar Finnisch

Altes Rathaus vom Friedhof aus

 

Bereits gestern hatten wir in Rauma das Maffi-Hotel gebucht. In den Bewertungen bei booking.com – der Internetseite auf welcher wir die Meisten unserer Buchungen vornehmen – steht u.a. "schwer zu finden". Kurz vor Rauma halten wir an um die Adresse in das Navigationsgerät ein zu geben – die Straße kennt es nicht. Prima, geht ja gut los. Wir suchen an Hand der Skizze aus der Buchungsbestätigung nach einer größeren Straße in der Nähe und machen uns erstmal auf den Weg. Nach einer Weile ist klar, dass wir in Rauma aber in einer falschen Ecke sind. Wir versuchen es in die andere Richtung – nun wird die Sache schon besser – nach einigem Hin und Her, wenden und rum fahren – müssen wir uns dem Hotel genährt haben, denn die Skizze ist mit dem Umfeld etwa in Übereinstimmung. Nun fragen wir ein paar junge Leute, die uns die Richtung zeigen. An einer Ecke sehen wir über einem Schild des Konfektionsgeschäftes "Dressman" ein kleines verwittertes Schild "Maffi-Hotel – Bar". Wir folgen dem Pfeil, dort gibt es nur eine mit Eisengitter verschlossene Kneipe, die eher wie ein Rockerschuppen als wir ein Hotel aussieht. Aber unverkennbar steht wieder "Maffi" dran. Wir versuchen es über den Hof. Ein wirklich ulkiges Schild zeigt "Maffi-Hotel" – Tür zu, keine Klingel – nichts – und nun ? Ich habe auf der Reservierung eine Telefonnummer, die ich anrufe. Eine Frau meldet sich, nachdem ich beschrieben habe wo wir sind und was wir wollen, sagt sie, ihr müsst rum kommen in die Kneipe. Ich sage: "die ist zu". "Nee, inzwischen ist sie offen – 16:00 Uhr – ich habe gerade auf gemacht."

O.k. – wieder rum zur Kneipe. Es ist ein Rockerschuppen – Billard, Snooker, Poker und anderes was ich nicht lesen kann – ein Tresen – und schön dunkel. Die Frau ist aber nett – wir füllen Anmeldepapiere – ist hier in jedem Hotel üblich – aus und sie führt uns über hintere Räume, die man eigentlich lieber nicht sehen will, durch die Hintertür ins Treppenhaus, dann 2 Treppen hoch durch eine Eisentür in eine Etage, die das Hotel ist. Stolz wird die Sauna gezeigt – dann das Zimmer, welches entgegen aller Erwartung recht ordentlich ist. Auf der anderen Seite der Etage gibt es ein kleines Foyer mit Tisch und Stühlen, welches als Frühstücksraum dient. Sie erklärt, dass ein morgendliches Lunchpaket im Kühlschrank steht und zusätzlich etwas Obst, Cereialien, Toast und Eier da sind – für Kaffee jeglicher Art sorgt eine Kaffeemaschine. Sie drückt uns 2 Zimmerschlüssel in die Hand, die auch für die Eingangstüre unten passen, dann verschwindet sie wieder nach unten in ihre Kneipe. Wir ziehen ein ! Dann stellen wir das Auto auf den benannten Parkplatz. Es ist inzwischen etwas nach 17:00 Uhr, wir haben Hunger und gehen auf die Suche nach einem Restaurant.

 


Eingang Hotel MAFFI

Zur Hotelbar. Was man da alles spielen kann:
Snooker, Billard, Poker und ??? und ????

Flüßchen Kalasatama in Rauma

 

Bereits während unserer gesamten Fahrt wundert es uns immer wieder, dass fast es an jeder Ecke Pizzastuben, Döner- oder Burgerläden gibt – aber bisher noch kein ordentliches Fischrestaurant. Da sind unsere Erwartungen recht enttäuscht worden. Pizza ist hier (und auch in Schweden und Norwegen) das am meisten angebotene Essen.

 

Nach einer Weile finden wir dann – was nicht Pizza ist und essen in Ruhe zu Abend. Man kann noch draußen sitzen und es gibt seit langem mal wieder ein Bier. Anschließend nehmen wir noch nen Absacker in "unserer" Rockerkneipe und dann ist der Tag beendet – um 23:30 ist es dunkel.

 

Mittwoch, 10.08.2011

 

Rauma – ist eine der sechs mittelalterlichen Städte Finnlands. Die Stadt erhielt 1442 die Stadtrechte. Heute hat Rauma rund 38000 Einwohner. Das Beeindruckendste an Rauma ist die Altstadt, die eine Einheit bildet und in ihrem ursprünglichen Bebauungsplan erhalten wurde. Dabei half auch, dass es seit 1682 kein erwähnenswertes Feuer mehr gab, bei welchem die alten Holzhäuser hätten abbrennen können – da haben die alten Raumaer gut aufgepasst !

 

Die meisten Gebäude der Altstadt sind aus dem 18. und 19. Jahrhundert aber auch einige ältere – wie die die "Heilig-Kreuz-Kirche" aus dem 15. Jahrhundert sind dabei. Die Altstadt von Rauma gehört zu den UNESCO - Weltkulturerbestätten.

 

Wir schlendern durch die Altstadt, sie macht – wie ganz Rauma (aber auch wie die anderen Städte, die wir bisher gesehen haben) –  einen sehr verträumten Eindruck und man hat das Gefühl, die 38000 Einwohner sind alle im Urlaub. Wenige – vorwiegend Männer – stehen auf dem Marktplatz, wo einige Händler Obst, Gemüse und Fisch anbieten.

 


Altes Rathaus Rauma

Café am Markt

Gebäudesanierung in der Altstadt

Altstadt Boulevard Rauma

Altstadt Rauma - alte Wasserpumpe

Altstadt Rauma Sylvia im Keramikhof

 

Wir schauen uns einige kleine Geschäfte an – verblüffend sind immer wieder die Geschäftsnamen, aus denen man beim besten Willen nicht annähernd heraus kriegen kann, was das für ein Geschäft ist. Angaben in Englisch sind äußerst selten, in Deutsch fast nie, vorhanden. Auch die Straßennamen sind so kompliziert und oft sehr ähnlich, so dass es sehr schwierig ist einen Namen durch exakten Vergleich auf der Stadtkarte wieder zu finden.

 

An einer Ecke des Marktplatzes lassen wir uns auf ein Bierchen nieder und beobachten das Treiben (oder besser Nicht-Treiben) – die Ruhe. Die Leute hier werden sicher alt.

 

Am späten Nachmittag gehen wir in die Kneipe des Best Western – da gibt’s Internet-Access – im Maffi Hotel geht das WLAN nicht – und buchen unsere nächste Station – Turku – vor.

 

Zum Abend geht's dann noch mal zum Marktplatz – in ein Steakhaus welches wir uns schon am Nachmittag ausgeguckt hatten. Dann geht's zurück ins Hotel. Morgen soll es früh los gehen, damit wir noch den Tag in Turku haben, wo wir diesmal nur eine Nacht gebucht haben.

 


Was wird hier wohl verkauft ?

 

Donnerstag, 11.08.2011

 

Der Wecker klingelt um 7:30 Uhr – kurzes Frühstück, packen und los.

 

Um 10:00 sind wir schon in Turku. Unser Hotel – Holiday Inn – hat sogar schon ein Zimmer für uns frei – super. Gepäck hoch und dann raus Turku erkunden. Ich möchte gern versuchen eine Bootsfahrt in die Schären – Tausende von kleinen Inseln in der Ostsee, die dem Land – und somit der Stadt – vorgelagert sind. Leider finden wir keinen Anbieter für solche Fahrten. Das einzige sind Mittags- oder Abendfahrten mit Buffet und einer Strecke, die nicht annährend die richtigen Schären streift – dazu ist 1,5 Stunden viel zu kurz – und dann zu teuer. Also lassen wir das. Wir laufen den Fluss Aura – der bei Turku ins Meer fließt entlang.

 

Turku war bis 1812 die Hauptstadt Finnlands – Heute 2011ist  sie die Kulturhauptstadt Europas und wir hatten uns sonst was – auch aus den diversen Prospekten – erwartet. Da gibt es einige Installationen, eine etwas eigenartige Performance auf dem Fluss und ein Treffen von europäischen Bücherwagen. Was macht man bei einem Treffen von Bücherwagen ?

Aus Deutschland entdecken wir darunter "Die rollenden Bücherei Flensburg" und eine "Mobile Bibliothek aus Heide". Da uns inzwischen – wegen der vielen Regentage – die Literatur ausgegangen ist halten wir dies für eine gute Gelegenheit was zum Lesen zubekommen. Also geht Sylvia in den Heide'r Bus und fragt ob sie eine Zeitschrift oder ein Buch für uns haben. Nein, das haben sie nicht, sie können ja nichts weggeben – das sind Steuergelder !!!!! Was die Anwesenheit dieser Leute in Turku ist, ist eine Verschwendung von Steuergeldern ohne Gleichen – und dann sind sie zu Landleuten noch unfreundlich – Typisch Deutsch.

 

Ansonsten haben wir das Gefühl, zu spät gekommen zu sein. Die meisten Restaurants auf Booten, die durchaus nett anzusehen sind, sind schon geschlossen. Bei einigen Einrichtungen endete die Saison bereits – bei einer sogar exakt: Heute. Und wie schon zuvor macht die Kulturhauptstadt auch einen verschlafenen Eindruck. Lustig sind ein paar gläserne Saunen, die an den "Nationalsport" der Finnen – das Saunieren – erinnern sollen.

 

Wir setzen uns am Ufer der Aura in ein Kaffee – Bedienung ist hier (Finnland) in der Regel nicht – ich hole was zu trinken und ein Stück Kuchen und wir genießen einfach den Tag. Es ist angenehmes Wetter, nicht zu kalt und wenn die Sonne durch kommt sogar richtig warm.

 


Denkmal am Dom

Dom Kathedrale zu Turku

Altes Stadthaus - Museum

Performance auf dem Fluss

Gläserne Sauna

 

Nach fast 5 Stunden Stadtmarsch geht's ins Hotel auf 'ne "15" !!

 

Am  Nachmittag schreibe ich ein wenig und um 20:00 machen wir uns auf zum Abendessen. Wir hatten am Tage an der Aura ein Restaurant gesehen, welches einen rustikalen Eindruck machte und wo eine Jazz-Band aus Leningrad angekündigt war. Es gibt ein Buffet – erstmal Fisch in verschiedenen Arten – und ungeschälte Kartoffeln, die sogar ich akzeptieren kann, da sie wirklich sauber und ohne den geringsten Schwarz-Punkt sind. Wir essen gut und hören der Musik der alten Herren zu, die gar nicht schlecht ist und viele bekannte Dixielandweisen beinhaltet. Dann gehen wir gen Hotel und nehmen den Absacker in der zum Hotel gehörenden Hemingway Bar. Ein wirklich netter Laden und ein netter Typ als Bartender. Ich lerne ein neues Hefe-Weizen aus Belgien kennen, was sehr zu empfehlen ist – es muss nur richtig kalt sein. "Hoegaarden" – so heißt es - unbedingt probieren.

 

Gute Nacht – Morgen geht's nach Helsinki – Wieder in ein Holiday Inn.

 


Altes Rathaus Turku

Palais - davor der Bücherbus aus Flensburg

Alt und Neu zusammen am Hafen

Gaststätte Herman

Die "Rudolfina" sollte eigentlich in die Schären fahren - Saisonende

Bibliothek Turku

 

Freitag, 12.08.2011

 

Unser heutiges Etappenziel ist nur noch ca. 170 km entfernt, also haben wir Zeit auszuschlafen und starten erst um kurz vor 12:00 Uhr. Da es gestern keine Schärentour mit einem Schiff gab, schauen wir die Karten durch, ob man eventuell auf dem Landweg durch die Schären Richtung Helsinki kommt. Leider führen alle Landpassagen – gekoppelt mit vielen Brücken und Fähren – nur nördlich. Die südlich gelegenen Straßen sind Sackgassen und wir müssten immer zum Ausgangspunkt -  nach Turku - zurück. Also verzichten wir darauf und es geht direkt auf die Autobahn nach Helsinki. Das Wetter ist gut, die Sonne scheint und wir kommen recht zügig voran. Kurz vor Helsinki zieht eine dunkle Wolke auf und ein Sturzregen bricht über uns herein. Das ist wie die bestellte biologische Waschanlage. Nach 10 Minuten hört der Regen auf – das Auto und vor Allem die Scheiben sind wieder einigermaßen sauber. So erreichen wir Helsinki bei strahlendem Sonnenschein. Das Navigationsgerät führt uns ohne Probleme zum Holiday Inn. Das Hotel liegt am großen Platz des Bahnhofs, Busbahnhofs und der Hauptpost. Das Zimmer ist sehr schön und man hat 'nen tollen Blick auf den Platz und über die Dächer Helsinkis. Unter dem Platz gibt es eine Tiefgarage, die als Höhe 3,5 m angibt. Prima, da passe ich rein. Unten angekommen, zeigt es sich, dass der Parkbereich für PKW jedoch nur 2,4 m hoch ist. Die andere Angabe war für den Lieferverkehr, der von unten das Hotel und diverse Geschäfte und Restaurants, die an dem Platz liegen, versogt. Also probiere ich die 2,4 Meter – im Notfall kann ich ja die Lampen runterklappen, dann reicht es auf jeden Fall. Aber es geht auch so – etwa 3 cm Luft – das reicht. Das Auto steht also gut und es gibt einen direkten Zugang zum Hotel.

 

Nachdem wir das Zimmer bezogen haben ziehen wir uns hochsommerlich – es scheint die Sonne und es sind über 20° C – an und machen uns auf Stadterkundung.

 


Holiday Inn City Center

Blick aus unserem Fenster

Schöne Häuser - tolles Leben

 

Nach den Angaben im Stadtführer schlendern wir durch die Stadt.

 

Helsinki wurde 1550 durch den Schwedenkönig Gustav Wasa (damals gehörte Finnland zu Schweden) an der Mündung des Flusses Vantaanjoki gegründet. Den Bürgern von Rauma und Turku – der damaligen Hauptstadt Finnlands –  wurde befohlen ! den Ort zu besiedeln. Die Holzhäuser der Stadt brannten immer mal wieder ab, die Helsinkier waren offensichtlich nicht so vorsichtig wie die Leute in Rauma.

1640 wurde die Stadt an ihre jetzige Stelle – ein wenig mehr ins Hinterland – verlegt. Schweden lag zu jener Zeit in ständigem Krieg mit Russland. 1748 wurde zum Schutz von Helsinki die riesige Seefestung Suomenlinna auf einige Inseln vor Helsinki gebaut. Sie ist heute noch zu besichtigen. Helsinki sollte den Handel erblühen lassen und in Konkurrenz zu den Hansestädten treten.

 

Im Gefolge der russisch – schwedischen Kriege wurde Finnland 1809 ein autonomes Großfürstentum des Zarenreiches. 1812 ernannte der Zar Helsinki zur Hauptstadt. 1917 wurde Finnland unabhängig und Helsinki wurde die Hauptstadt der jungen Republik.

 

Die Stadt hat viel Leben – im Gegensatz zu den bisher besuchten finnischen Städten – es sind viele Menschen vieler Nationalitäten unterwegs und man hört alle möglichen Sprachen. Die Stadt erinnert uns mit ihren schönen großen alten Bauten – überwiegend im Neoklassizismus – sehr an Budapest und die Sprache der Finnen klingt dem Ungarischen auch sehr ähnlich. Es gibt viele Restaurants, schöne Pubs und Bars.

 


Alter Markt

 

Wir schlendern zum alten Markt. Dort ist auch die Abfahrtstelle für verschiedene Schiffsrundfahrten – wir buchen 1,5 Stunden Kanaltour. Die Fahrt geht zur Seefestung Suomenlinna, weiter an vielen Inseln vorbei – so bekommen wir doch noch einen Schären-Eindruck. Die meisten Inseln sind bebaut, entweder mit Wochenendanwesen, einige aber auch mit richtigen Wohnanlagen. Fast alle haben Bootsanlegestellen davor und die Boote vermitteln nicht gerade den Eindruck von Armut. Es geht vorbei an einigen historischen Wahrzeichen und dem Zoo von Helsinki.

Zurück am Startpunkt am Hafen laufen wir über den Markt und gehen zum Wahrzeichen der Stadt, dem Dom. Am Markt bilden das Rathaus, die schwedische Botschaft und das Präsidenten Palais ein eindrucksvolles Ensemble.

 


Rathaus (Blau) dahinter Dom

Festung Suomenlinna

Schwedische Botschaft (Braun+Gelb) + Präsidenten Palais

 

Gegen 18:00 Uhr sind wir wieder im Hotel und legen erst mal eine Ruhepause ("15") ein.

 

Kurz vor 20:00 Uhr geht's dann wieder los. Zum Abendessen gehen wir in die "Virgin Oil Company" – ein Restaurant mit Bar und Pub, in welchem am Abend ein Rockkonzert von "Irena" stattfinden soll. Als wir mit dem Essen fertig sind kommt der Musikbereich noch lange nicht in die Gänge und wir beschließen, das Nachtleben an anderen Stellen zu erkunden. Der erste Platz an dem wir landen, ist ein Innenhof an dessen Seite verschiedene Restaurants ihre Bars aufgebaut haben, in der Mitte spielt eine Band Oldies und es ist gerammelt voll. Die Leute sind meist sportlich elegant gekleidet und schon etwas älter (Durchschnitt zwischen 40 und 50). Wir holen uns ein paar Drinks und schauen uns das Treiben an.

 


Virgin Oil Company

Dom

Stadthaus - Museum

Hoegaarden - Weißbier in geeistem Glas

Pubs +

Bars + Restaurants

 

Schon an anderen Stellen am heutigen Tag habe ich festgestellt, dass es so scheint als bestünde ein Frauenüberschuss. Das bestätigt sich auch hier. Viele Gruppen von Frauen, einige Paare und nur wenige Männer. Ich beobachte, dass die Frauen die wenigen Männer oft ansprechen, ein wenig reden und dann weitergehen – oder auch nicht. Anders herum ist es seltener. Es scheint eine Art "Kontakthof" auf höherem Niveau zu sein, wo man seine Bekanntschaften oder auch nur kurze Flirts anbahnen kann. Nach einer Weile wird es uns zu laut und auch der Andrang einiger "Lang- und Intensivfeierer" wird etwas lästig und wir beschließen weiter zu ziehen.

 

Mittlerweile ist es 23:00 Uhr und die Straßenrestaurants machen langsam zu. Aber viele sitzen noch an den Pubs und Bars vor der Tür oder auch bei kleinen Kiosken, die Getränke und oft auch Essen verkaufen und kleine gemütliche Sitzbereiche davor haben. Wir nehmen noch ein Bier an einem solchen Kiosk und beobachten die jungen Leute die versuchen in eine Disko zu kommen, die nach ihrem Werbeplakat Heute und Morgen das Ende der Sommersaison-Parties feiert. Auch hier ein "Überangebot" an Mädchen. Meist sehr schick und mit kurzen Röckchen oder auch kleinen Höschen (war mal als Hot-Pants in Mode – jetzt wieder ?) und enormen Highheels. Die Jungs sehen eher "gradeaus" aus, wie bei uns.

 


"Kontakthof" 23:00 Uhr

Warten auf Einlass

Frühstück auf dem Markt

 

Samstag, 13.08.2011

 

Heute sind weitere Stadterkundungen angesagt. Als erstes gehen wir zu einem Fährbüro, um zu sehen ob wir die Fähre nach Tallinn für Sonntag vorbuchen können. Leider hat es zu – ein Schild besagt jedoch, dass man die Tickets direkt am Terminal buchen kann. Dann spazieren wir wieder in Richtung Marktplatz. Bewundern wieder die schön restaurierten Gebäude mit ihren tollen Verzierungen und rasten in einem Café für einen Capuccino und ein Bier. Neben dem Marktplatz gibt es eine alte Markthalle, die etwas wie die kleine Schwester der Markthalle von Budapest aussieht. Hier gibt's ein kleines Frühstück und auf dem Markt dann noch was Süßes. Dann besteigen wir gut gestärkt den Hügel zur "Uspenski-Kathedrale". Von hier oben suchen wir uns das nächste Ziel – die "Johanneksen Kirkko". An der Kirche findet gerade eine Hochzeit statt und es herrscht viel Trubel. Es scheint so, als sei man sehr Kinder freundlich und es gibt auch mehr Kinder im Stadtbild als bei uns. Viele Familien mit 2 und mehr Kindern. Weiter geht's in Richtung Hotel und Sylvia gönnt sich noch den Besuch einiger Shopping-Tempel. Ich gehe schon ins Hotel zurück und lese ein wenig in einer gerade gekauften "FAZ" vom heutigen Tag.

 


 Alter Markt

Markthalle

In der Markthalle

In der Markthalle

Gemüsehandel vom Boot

Uspenski Kathedrale

Präsidenten Palais

Johanneksen Kirkko

Kunst: Wäscheleinen mit Wäsche am Haus

 

Um kurz vor 19:00 Uhr gehen wir wieder los – wir schauen uns einige Restaurants an und beschleißen dann noch mal in die "Virgin Oil Company" zu gehen. Das Essen war gut, die Kellner sehr freundlich und es gab das neu entdeckte "Hoegaarden" Weißbier. Wir werden wieder erkannt, bekommen einen schönen Platz und genießen ein reichhaltiges gutes Abendessen.

 

Anschließend geht's durch verschiedene Gassen, bis wir wieder vor dem "Kontakthof" landen. Da es erst 21:30 Uhr ist, ist noch nicht so viel Betrieb und wir setzen uns an einen Bartisch hinter eine kleine Balustrade, trinken einen kräftigen Rotwein bzw. ein großes Cidre und schauen uns die Leute an. Langsam kommt Leben auf. Nett gekleidete Damen sind wieder in der Mehrzahl und Stück für Stück kommt man sich näher. Bevor es dann richtig voll wird, ziehen wir von dannen. Gehen noch mal zum Hafen und ich mache noch ein paar Fotos im Dämmerlicht. Der Markt ist jetzt abgebaut und der Blick auf die Gebäude damit freier.

 

Den Absacker gibt's dann an einem Kiosk, wo sich auch heute die Stadtjugend wieder für den Discoabend sammelt.

 

Helsinki ist einer der Orte, die ich auch noch mal – eventuell mit ein paar Freunden –  besuchen würde. Die Stadt hat Leben und Flair und man kann – sofern man will – feiern bis der Arzt kommt.

 

Aufgefallen ist mir noch – das gilt für ganz Finnland – dass es wohl noch ganz ordentlich und ehrlich zu geht. Zum Beispiel könnte man sich in fast jedem Restaurant oder Hotel in dem es ein Buffet gibt, bedienen ohne sich zum bezahlen zu melden. In Hotels und sogar in öffentlichen Tiefgaragen stehen Regenschirme bereit, die man sich bei schlechtem Wetter ausleihen kann – und man geht davon aus, dass sie dann auch wieder gebracht werden. Hunde werden grundsätzlich an der Leine geführt und ihr "Geschäft" eingesammelt. Und der Winterdienst soll tadellos funktionieren – man weiß einfach, dass es im Winter schneit.

 


Dom

Virgin Oil Co.

"Kontakthof" um 21:30 Uhr

"Kontakthof" um 22:00 Uhr

Rathaus am Abend

Schwedische Botschaft, Präsidenten Palais, Uspenski Kathedrale

Markthalle am Abend

Hafenstimmung mit Mond

Disco: Ich will hier rein !

 

Sonntag, 14.08.2011

 

Der Wecker klingelt um 9:30 Uhr – um spätestens 12:00 Uhr wollen wir am Fährhafen sein, denn wir wissen noch nicht, wie es dort abläuft und haben ja auch noch keine Tickets. Einpacken, mit dem Hotellift direkt in die Garage, auschecken und dann geht's los. Dank Navi sind wir in 15 Minuten am Fährterminal. Es ist recht leer – vielleicht auch weil Sonntag ist und alles läuft – wie fast immer hier – ganz unaufgeregt ab. Wir kaufen unser Ticket und reihen uns in der Schlange am Terminal ein. Um ca. 13:00 Uhr geht’s Richtung Schiff, was etwa zur gleichen Zeit aus Tallinn kommend eintrifft. Um 13:30 Uhr sind wir an Bord. Pünktlich um 14:00 Uhr legen wir ab.

Das Wetter ist toll, die Sonne lacht und der Blick zurück nach Helsinki verspricht: "Wir kommen wieder !"

 


HUMMER on Board

Sylvia on Board

Also - Ablegen !

Blick zurück nach Helsinki

"Unsere Fähre"
     
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