Willkommen in Estland

 

Pünktlich um 16:00 Uhr legt die Fähre im Hafen von Tallinn in Estland an.

 

Tallinn ist die Hauptstadt von Estland und teilt sich in diesem Jahr mit Turku den Titel der Kulturhauptstadt Europas.

 


Ankunft in Tallinn

Mopeds im Bauch der Fähre

Tallinn Hafen

 

Bereits zwischen 8000 bis 3000 v. Chr. besiedelten finno-ugrische Stämme – die Vorfahren der Esten – die baltische Küste und die Gegend um das heutige Tallinn. Tallinn wird 1154 erstmals in einer Weltkarte des arabischen Geographen Al-Idrisi als Festungsstadt urkundlich erwähnt. Um das Jahr 1219 beginnt die lange Geschichte der Besatzung, die endgütig erst 1991 mit der zweiten Unabhängigkeitserklärung endete.

 

Die Besatzer wechseln nach politischer Weltlage und kriegerischer Fortune der Mächte am Baltikum. Angefangen von Dänen über Deutsche Orden, schwedische Könige, das Zarenreich und die spätere Sowjetunion sowie die Deutsche Besatzung während des 2. Weltkrieges und anschließend wieder die Sowjets.

 

1248 erhält Tallinn vom dänischen König das Lübecker Stadtrecht. Tallinn ist ein wichtiger Handelsplatz an der Nord-Ost Küste der Ostsee und auch Mitglied der Hanse.

 

Im 19. Jahrhundert erwacht ein neues Bewusstsein der estnischen Kultur und der nationalen Identität im Lande. Als Folge erklärt Estland am 24. Februar 1918 seine Unabhängigkeit – dieser Tag ist noch Heute als Unabhängigkeitstag – ein Feiertag.

 

Diese Unabhängigkeit währt nicht lange. 1940 wird Estland von der Sowjetunion annektiert, anschließend von Deutschland besetzt und nach der sogenannten "Befreiung" durch die Sowjetarmee als Estnische Sozialistische Sowjet Republik ein Teil der UdSSR.

 

Im Rahmen des Zusammenbruchs der UdSSR und der politischen Umbrüche, verbunden mit dem Untergang des Kommunistischen Herrschaftssystems erhält Estland am 20. August 1991 wiederum seine Unabhängigkeit.

 

Über die ganzen Besatzungs- und Kriegswirren, die sich in und um Tallinn abspielten ist es beeindruckend wie die Menschen die wunderschöne mittelalterliche Altstadt mit ihren Kirchen, kleinen Gassen, Bürger- und Handelshäusern erhalten konnten.

 

1997 wird Tallinn in die Welterbeliste der UNESCO eingetragen. Heute ist die Altstadt nahezu vollständig restauriert und es sind kaum noch Zeugen der Kriege und des sozialistischen Verfalls zu entdecken.

 

Von der Fähre runter leitet uns "Erna" (unser Navigationssystem) in die Stadt – erst geht das ganz gut, als wir aber an die Altstadt kommen, ist sie mit ihrem Latein am Ende – Fußgängerzonen, Einbahnstraßen und nicht mehr existierende Kreuzungen und Plätze verwirren sie derart, dass ich sie abschalte. Wir sehen an unserer Stadtkarte – die sollte man bei aller GPS Technik immer dabei haben – dass unser Hotel "Baltic Hotel Vana Wiru" nur ca. 150 m von unserem Standort entfernt ist – aber vor uns ist Schluss – Fußgängerzone "Altstadt". Es muss aber eine Zufahrt geben, denn es bestand die Möglichkeit, einen Parkplatz am Hotel mit zu reservieren – was ich auch tat. Sylvia steigt aus und läuft in Richtung Hotel und ich will im  Auto warten, da ich dort, wo ich stehe, nicht stehen darf und im Notfall weg fahren kann. Kaum ist sie außer Sichtweise kommt auch schon ein Taxifahrer und erklärt mir, dass ich auf einem Taxiplatz stehe und weg fahren soll. Ich nutze die Chance und erkläre ihm, warum ich hier stehe, wo ich hin will und frage ihn, ob er mir helfen kann. Er sagt: "Gib mir deine Altstadtkarte und eine Stift". Ich tue es und er erklärt mir wie ich zum Hotel komme – und zeichnet dies auch in die Karte ein – behalten hätte ich es nie. Auf Sylvia kann ich jetzt nicht warten, es bildet sich schon ein Stau – ich werde – sowie ich das Hotel erreicht habe – hierher zurück laufen und sie dann schon treffen. Der Taxifahrer sagt auch, es sind nur 100 Meter zu laufen – aber zu fahren eben sehr umständlich und weit.

 

Los geht’s, ich folge der Skizze und nach 2 Ecken fühle ich mich wie in Perugia und Montepulciano. Mittelalterliche Mauern, kleine Läden, Bars und Restaurants – und dazwischen klemmt der HUMMER H2 – nicht das geeignete Auto für mittelalterliche Altstädte.

 

Wie damals in der Toskana schmiegen sich die Passanten an die Hauswand und zwei der kleinen Läden klappen ihre raus stehenden Türen zu – ich komme vorbei.

 

Etwas schwitzend fahre ich nach ca. 10 Minuten wirklich 100 Meter von meinem Startpunkt, vor dem "Viru" Altstadttor, auf den Hof des Hotels. Ich stelle den Wagen ab und will gerade los gehen, um Sylvia zu treffen, da kommt sie auch schon um die Ecke auf den Hof gelaufen. Sie hatte durch den Altstadteingang unseren "Kleinen" nicht mehr stehen sehen und sich gedacht, dass ich einen Weg gefunden habe. Wir checken ein, beziehen ein wirklich schönes Zimmer mit Blick auf den Innenhof und das Auto. Dann machen wir uns stadtfein und gehen auf Erkundung. Es ist 17:00 Uhr und wir starten mit einem Willkommensbier im Pub des Hotels – draußen !

 

Erst mal ein Bier Altstadt Der Pfeffersack

 

Die Sonne scheint noch, es sind ca. 22°C und es ist ein doller Betrieb auf den Straßen. Wir schlendern wahllos durch die Gassen, vorbei an schönen Restaurants, die alle im Freien ihre Terrassen aufgebaut haben, über tolle Plätze mit viel Leben, fahren mit einer kleinen Sight-Seeing Bahn, die mit uns über das mittelalterlich Pflaster der Gassen rumpelt. Hin und wieder gibt’s ne Pause mit einem süffigen einheimischen Bier. Um 20:00 Uhr gehen wir in ein rustikales Brauhaus zum Abendessen und sitzen dann noch lange an verschiedenen Bars auf der Straße und erfreuen uns am lebendigen Treiben. Das Stimmengewirr zeugt von Touristen aus aller Welt. Neben Russisch, dass auch noch von etwa 26 % der Einheimischen gesprochen wird, hört man viel Italienisch, Spanisch, Deutsch und Englisch. Es wird erst um ca. 23:00 Uhr richtig dunkel und kurz nach Mitternacht sind wir wieder im Hotel.

 

 

Montag, 15.08.2011

 

Heute geht es auf einen gezielten – mit Hilfe unseres Stadtführers von der ITB – Rundgang. Wir beginnen um 10:00 Uhr mit dem Erklimmen eines der vielen erhaltenen Türme der alten Stadtmauer. Auch diese ist zu großen Teilen erhalten und man kann hoch oben auf dem alten Wehrgang entlang laufen und runter in die kleinen Gassen schauen, wo Händler ihre Waren anbieten oder in Hinterhöfe, die zum großen Teil sehr geschmackvoll gestaltet sind. Dann geht’s zur kleinen, noch in Betrieb befindlichen russisch orthodoxen Kathedrale und von dort wenige Meter zur Kirche des heiligen Olaf – St. Olaikirche. Auch hier kann man den Kirchturm besteigen – was ich tue – Sylvia passt. Sie hat von den alten Treppen mit ihrer Enge und dem unterschiedlichen Höhenmaß (zwischen 20 und ca. 50 cm) die Nase voll. Mit viel Geschnaufe und völlig außer Puste erreiche ich nach gefühlten 20 Minuten die Turmspitze. Es hat sich gelohnt. Der  Ausblick über die Altstadt und die Neustadt mit dem Hafen ist atemberaubend.

 


Stadtmauer mit Wehrgang

 

Auf der Stadtmauer

Vorne: Russisch orthodoxe Kirche. Hinten: St. Olaikirche

Wehrgang und St. Olaikirche

Müürivahe Gasse

Wehrgang und unser Hotel (grünes Dach)

Blick nach "Neu" Tallinn

 

Gemeinsam besuchen wir noch das Kirchenschiff. Auffällig ist die technische Ausstattung – Fernseher und Beamer sowie viele Lautsprecher zur Übertragung der Messe. Die Lautsprecherausstattung sollte mal – analog zu Marios Weingut in der Toskana – Herr Bose sehen – dann gäb's vielleicht bessere.

 


Blick zum Hafen

Blick zur Stadtmauer und zu unserem Hotel

Blick zum Domberg
Links: St. Nikolai Mitte: Newski Kathedrale
Rechts: Dom zu St. Marien

In St. Olai

Turm von St. Olai

Turmspitze - da oben war ich !

Rathausplatz

 

Für einen solchen Stadtmarsch ist das Wetter ideal. Es ist bewölkt, jedoch nicht kalt und auch kein starker Wind.

 

Nach dem Abstieg brauch ich erst mal ein "Erholungsbier" auf einer der vielen Restaurantterrassen. Dann geht’s auf den Domberg. Da die Altstadt auf einem Hügel liegt, hat eine solche Stadtwanderung durchaus auch einen sportlichen Charakter.

 

Wir steigen auf zur Alexander-Newski-Kathedrale, sehen uns das Schloss an und die Domkirche zu St. Marien. Von einer Aussichtsplattform genießen wir dann den Blick in Richtung Olaikirche. An der Aussichtsplattform gibt es ein kleines Café – wir lassen uns in weiche Sessel fallen und machen erst einmal eine ausgedehnte Pause mit gutem Rotwein. Anschließend geht die Tour weiter – noch mehr Kirchen, Museen, das Rathaus, schöne Plätze und anschließend ein kühles Bier.

 


Zugang zum Domberg

Straße hoch auf den Domberg

Wehrturm auf dem Domberg

Alexander-Newski-Kathedrale

Parlamentsgebäude

Domkirche zu St. Marien

Blick auf St. Olai

Blick zu St. Nikolai
Weinpause auf dem Domberg in tiefen Sesseln

 

Mit müden Füßen sind wir um 17:00 Uhr wieder am Hotel. Die letzte Sehenswürdigkeit ist das Viru Tor, einer der alten Eingänge zur Stadt – vor dem ich mit dem Auto stand.

 


Linker und

rechter Turm vom Viru Tor

Klostergasse

 

Am Abend – 19:00 Uhr – kommt die Sonne raus !! Ich habe auf dem Zimmer den Bericht weiter geschrieben und Sylvia hat gelesen. Jetzt geht’s aber noch mal los. Mit der Sonne hat sich die Temperatur auf 23°C erhöht und es ist ein wirklich lauer Sommerabend. Obwohl Montag, sind die Straßen, Bars, Restaurants und Cafés voll. Wir suchen uns einen schönen zentralen Platz, wo man das Treiben in den Gassen beobachten kann und genießen einen Abenddrink. Gegen 22:00 Uhr landen wir in einer ganz schönen kleinen Gasse "Katarina Käik" und beschließen den Abend mit einer Karaffe "Rotem".

 


Bierhaus Terrasse

Rathaus

Katarina Käik - Katharinen Gasse

 

Dienstag, 16.08.2011

 

Um halb elf rollen wir vom Hof des Hotels – die Rückfahrt wird genauso spannend wie die Zufahrt – die Straßen sind nicht breiter geworden und die Händler müssen sich etwas zurückziehen, damit unser Wägelchen durch kommt. Dann sind wir auf der Hauptstraße. Tallinn zieht sich recht weit hin und ist größer als wir dachten. Dort wo wir tanken fällt uns ein lustiges Verkehrsschild auf – extra für Blinde !

 


Blick auf neue Gebiete von Tallinn

Das neue Viru Hotel

Fußgänger Überweg nur für Blinde

 

Unser nächstes Ziel ist Pärnu. Von dort geht es bis Häädemeeste, wo wir dann auf eine kleine Straße direkt an die Küste abbiegen wollen, um nach einem Hotel mit Strand zu suchen. Das Fahren klappt wie geplant – nur das Hotel nicht. Kurz hinter Kabli finden wir ein Hotel, dieses ist jedoch ausgebucht. Aber sie bieten uns eine Hütte an, da wir nicht wissen was noch kommt und uns das Hotel auch kein "Ausweichquartier" benennen kann, entschließen wir uns, die Hütte zu nehmen. Es ist die erste Reihe zum Wasser und man hört die Wellen rauschen. Die Sonne vom Morgen hat sich jedoch hinter Wolken verzogen und es ist heftig windig – die Wellengischt sprüht bis zu unserer kleinen Terrasse. Also sitze ich drinnen und schreibe diese Zeilen, während sich Sylvia im Bett eingekuschelt hat und aufs Meer schaut – mehr Platz ist in der Hütte auch nicht. Der Plan, eventuell noch mal in die See zu rennen, wäre ohnehin nicht zu verwirklichen, denn es handelt sich – im Katalog-Deutsch – um einen "Natur belassenen" Strand, was heißt: Steinig und jede Menge Schlick, der nicht einladend riecht. Da ist es gut, dass das Wetter einem die Entscheidung – nicht zu baden – nicht schwer macht.

 


Frisch am Strand

Sehr Natur belassen

Unsere Hütte

 

Als wir gegen 19:00 Uhr ins Hotelrestaurant zum Abendessen gehen wollen, laufen wir noch etwas über's Hotelgelände, dabei fällt auf, dass die Zimmer keineswegs vermietet, sondern leer sind. Im Hotelrestaurant gibt’s auch nichts zu essen bzw. erst ab 20:30 Uhr. Begründung: Es kommen 2 Gruppen und wir haben nicht genug Personal. Da wird es uns klar, die Saison ist vorbei, das Personal nach Hause geschickt und die Zimmer "eingemottet", die werden erst wieder im nächsten Sommer vermietet. Um 20:30 Uhr gibt’s dann aber was und die Bedienung ist auch sehr freundlich – wir sind ausgesöhnt – trotzdem wird's Heute ein frühes Ende.

 


Lepanina Hütten

Lepanina Hotel

Sonnenuntergang über der Ostsee
 
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